Weihbischof Hofer: „Kirche lebt von Begegnungen“

Hoher Besuch war am 21. Juni 2025 in der Pfarre Wörgl angesagt. Alle sieben Jahre besuchen die „Hirten aus Salzburg“ sämtliche Pfarren der Erzdiözese, wobei sich der Erzbischof mit seinem Weihbischof abwechselt. So fand sich nachmittags Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer zur „Bischöflichen Visitation“ ein, die mit einer Kindersegnung begann, Gespräche mit aktiven PfarrgemeinderätInnen und PfarrkirchenrätInnen sowie Vereinsvertretern umfasste und nach landesüblichem Empfang mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche unter Mitwirkung der Traditionsvereine samt anschließender Agape im Kirchhof endete. Am Sonntag spendete Weihbischof Hofer dann noch das Sakrament der Firmung.

Mit der Bezeichnung Bischöfliche Visitation sei er nicht glücklich – es sei ein Besuch zum Kennenlernen, keineswegs eine Kontrolle, stellte Weihbischof Hofer beim Treffen mit VertreterInnen der Gemeinde sowie der Vereine im Tagungshaus Wörgl voran. Von Bürgermeister Michael Riedhart wollte er wissen, was die größten Herausforderungen in der Stadt sind. „Die Integration“, erklärte Riedhart, verwies auf ein laufendes Projekt beginnend im Kleinkindalter zum Spracherwerb und auf die Vielfalt der Kulturen, die in Wörgl leben. Bei 600 Wohnungssuchenden sei auch der Wohnbau ein Thema. Zu den Herausforderungen zähle der Pflegepersonalbedarf im Seniorenheim, wobei hier Pflegekräfte aus Kolumbien den Personalmangel lindern sollen.

Weihbischof Hofer nahm sich die Zeit, mit allen Anwesenden ins Gespräch zu kommen und stellte viele Fragen. Wie es um den Nachwuchs bei Vereinen und der Feuerwehr bestellt sei interessierte ihn ebenso wie wirtschaftliche Belange und der Status der Landwirtschaft, über den Sozialstadträtin und Ortsbäuerin Elisabeth Werlberger informierte: „Im Stadtgebiet bestehen 26 Landwirtschaftsbetriebe, der Großteil davon wird im Nebenerwerb geführt.“ Werlberger, die weiters Obfrau beim St. Anna-Bund sowie beim Verein Licht für Wörgl ist, war mit Wörgls Ehrenbürgerin Maria Steiner und Martina Lanzinger in Vertretung der Kassettl-Frauen beim bischöflichen Empfang.

Als Ansprechpartner für den Weihbischof waren Feuerwehrkommandant Sebastian Prosch, Funktionäre der Schützenkompanie, der Stadtmusikkapelle, des Krippenvereines, der Seniorenvereine Pensionistenverband und Seniorenbund, der Rot-Kreuz-Ortsstelle, des Kameradschaftsbundes sowie des Unterguggenberger Institutes ins Tagungshaus gekommen.

So erfuhr Hofer, dass die Feuerwehr mit einem Höchststand an 18 Jungfeuerwehr-Mitgliedern keine Nachwuchssorgen plagen. Sportvereine erfreuen sich bei der Jugend ebenso großer Beliebtheit wie die Musikkapelle. Anders bei der Schützenkompanie und beim Krippenverein, wo es am Nachwuchs mangelt. Krippenbaukurse sind zwar ausgebucht – was fehlt, ist der Nachwuchs bei den Kursleitern, wie Georg Fischer von den Wörgler Krippelern erläuterte.

„Wir würden noch 50 Leute brauchen“, stellte Rot-Kreuz-Ortsstellenleiter Gerhard Thurner fest und würde sich „über rüstige Pensionisten“ freuen. Die Rotkreuz Ortsstelle weist 240 Mitglieder in 9 Abteilungen aus – vom Fahrdienst über Kleiderladen, Warenhaus, Lebensmittel-Tafel, Lernhaus, Jugendgruppe, Hundestaffel, Krisenintervention bis zur Sondereinsatzgruppe.

Weihbischof Hofer hob die Bedeutung der Vereine hervor: „Vereine sind die Schule fürs Leben und der Kitt der Gemeinschaft. Hier lernen junge Menschen Verlässlichkeit und Verantwortung. Was wäre Wörgl ohne die Vereine? Da würde etwas Wichtiges abgehen.“ Hofer bedankte sich zudem für die Mitwirkung bei Gottesdiensten und kirchlichen Festen.

Der gesellige Austausch mit Weihbischof Hofer war auch Anlass für den aus Wörgl stammenden Pfarrer Erwin Gerst, sich vorzustellen. Gerst wuchs in der Südtiroler Siedlung auf, feierte 1980 in Wörgl seine Primiz und war in der Diözese Innsbruck zunächst vier Jahre lang als Leiter des Paulinums tätig, bevor er 40 Jahre als Pfarrer im Zillertal wirkte. Seit September 2024 ist er im Ruhestand, lebt jetzt in Kirchbichl und kann sich vorstellen, „bei Bedarf in Wörgl auszuhelfen“.

Beim landesüblichen Empfang im Kirchhof nahmen die Traditionsvereine und ihre Fahnenabordnungen Aufstellung, wobei die Sepp Innerkofler Standschützenkompanie eine Ehrensalve schoss und die Stadtmusikkapelle Wörgl den Festakt wie auch den anschließenden Visitationsgottesdienst musikalisch umrahmte.

In seiner Predigt ging Weihbischof Hofer auf die Frage „Was heißt Hoffnung?“ ein, steht doch das laufende „Heilige Jahr“ unter dem Motto Pilger der Hoffnung. „Heute herrscht eine große Hoffnungslosigkeit angesichts der vielen Krisen, Kriege, des Klimawandels und Wettrüstens – eine große Zukunftsangst. Wir brauchen heute mehr denn je Hoffnung, sie ist ein Lebensmittel“, so Hofer, der diese Hoffnung in der Heiligen Schrift findet. Christliche Hoffnung sei aber nicht ein naiver Optimismus, dass Gott die Dinge richten werde. Es gehe darum, „selbst Zeichen der Hoffnung zu setzen – etwas lebenswerter, anziehender und positiver zu gestalten. Wir können nicht alle Not der Welt lindern. Wenn wir einem Menschen Hoffnung machen, wenn das gelingt, ist schon viel erreicht“, so Hofer. Hoffnung sei das Salz des Alltags, wie Papst Franziskus feststellte. Und sie reiche über den Tod hinaus: „Alle Hoffnung beruht auf Auferstehung, damit ist Ostern das Zentrum des Glaubens.“

Ehrungen für zwei verdiente Frauen

Bereits im November 2024 verlieh die Erzdiözese Salzburg an fünf WörglerInnen den Rupert & Virgil Orden in Silber, namentlich an Erna und Lorenz Blattl, Hildegard Mauracher, Maria Steiner und Hans-Peter Gruber. Der Visitationsgottesdienst bot den Rahmen, um zwei weitere Auszeichnungen nachzuholen, nachdem die beiden Geehrten im November verhindert waren. Weihbischof Hofer überreichte Urkunde und den Rupert & Virgil Orden in Silber an Maria Luise Anker und Annemarie Duregger. „Als Dank für euren engagierten Einsatz in der Pfarrgemeinde, Vergelt´s Gott! Ihr prägt das Angesicht der Pfarre“, erklärte Hofer und schloss in seine Dankesworte die Vertreter der politischen Gemeinde „für die gute Zusammenarbeit“, den Pfarrgemeinde- und Pfarrkirchenrat ein und ganz besonders Pfarrer Christian Hauser: „Alle schätzen dich und haben dich gern“, stellte Hofer fest, was die versammelten Gottesdienst-TeilnehmerInnen mit kräftigem Applaus unterstrichen.