Mit einem Rückblick begann am 21. April 2023 die Tagung „20 Jahre Emotionelle Erste Hilfe“. Die Jubliläums-Fachtagung wurde von ZOI ausgerichtet. Für Neugeborene, Mütter und Familien sind große Fortschritte erzielt worden – Frauen sollten auch vor der Geburt schon über das breitgefächerte Hilfsangebot informiert sein.
Die Initiative startete 1997 unter dem Namen „Komitee Geburt an der Jahrtausendwende“. Heute bietet der Verein „ZOI“ in einer alten Mühle – dem ZOI – neben Aus- und Weiterbildungen für Fachpersonal auch Begleitung, Beratung und Psychotherapie für Mütter/Eltern ab der Schwangerschaft bis zum 5. Lebensjahr des Kindes an.
Andrea Huber-Rass, Claudia Gruber-Knotz und Rainer Heider stellten das Qualitäts- und Nachsorgeprojekt am BKH Kufstein „Frühe Hilfen für Eltern und Kind“ mit beeindruckenden Fakten und Zahlen vor. Das Projekt gibt es seit 2017, zunächst allein von der Stadt Kufstein finanziert und seit 2022 von allen 30 Gemeinden des Krankenhausverbands. Mehrere Bürgermeister, darunter auch Verbandschef Rudi Puecher nahmen an der Tagung teil.
Von 1.4.2017 bis zum 31.3.2023 wurden 1492 Frauen ein paar Wochen nach der Geburt von der EEH (Emotionelle Erste Hilfe)-Fachberaterin Claudia Gruber-Knotz angerufen. Sie konnten erzählen, wie es ihnen während des Aufenthalts im BKH gegangen ist. Danach bekamen sie eine kurze Nachricht mit einigen hilfreichen Kontakt-Adressen, wenn sie das wollten.
Nach weiteren Wochen wurden die Frauen vom BKH angeschrieben mit der Bitte, einen kurzen Rückmeldungsbogen auszufüllen, der anonym von Andrea Huber-Rass mit all den anderen ausgewertet wird. 96,4% der Frauen fanden das Nachsorge-Angebot des BKH hilfreich.
Wenn die Geburt für die Eltern sehr unbefriedigend verlaufen war und das gewünscht wurde, (das war bisher ca. 3-4x im Jahr) gab es auch noch hinterher ein Gespräch mit Prim. Heider oder der Hebamme Silke Derwanz MsC, die den Kreißsaal und die Geburtshilfestation leitet.
Nach der Präsentation wurden wichtige Mitarbeiter*innen des Projekts auf die Bühne gerufen und interviewt: Die Gründerin und Leiterin der Stillambulanz am BKH Kufstein Corina Schmid, IBCLC und EEH-Beraterin, berät Mütter bei Stillproblemen und weist auf die Möglichkeit des Nachsorgeprojektes hin. Die Osteopathin Friederike Leitner-Wagger, McS, behandelt mit ihrer Nachfolgerin jedes Baby nach einer schwierigen Geburt und merkt auch dabei oft, dass seine Mutter noch Unterstützung braucht. „Rückmeldungen der Frauen sind uns wichtig, damit wir besser werden können“, erklärte Silke Derwanz MsC, Leiterin des Kreißsaals und der Geburtshilfestation.
Prim. Mathias Ströhle, Leiter der Abteilung für Anästesie, erläuterte die Praxis des „Hautkontaktes Mutter-Kind bei der Sectio-Geburt“ und wie „Bonding nach dem Kaiserschnitt“ auch am BKH Kufstein möglich ist.
Stellvertretend für die Kinderstation erläuterte Claudia Gruber-Knotz Wissenswertes zur Frühgeburt. Durch das Engagement der Kinderstation-Leiterin Erna Suchan konnte ein wichtiges Anliegen von Müttern verwirklicht werden. Mütter mit Frühgeburten, die von der Klinik in Innsbruck in die Geburtshilfestation kommen, werden nicht mehr von ihrem Baby auf der Kinderstation getrennt. Heute sind Mutter und Baby vereint auf der Kinderstation und die Wöchnerin wird auch dort vom Team der Geburtshilfestation behandelt, wenn sie das braucht. Es ist unglaublich wohltuend für eine Mutter, die gerade geboren hat, ihr Baby bei sich zu haben und selbst umsorgt zu werden.
Text: Ursula Henzinger