Wörgl kauft neue Kinderkrippe um 2 Millionen Euro

Der Wörgler Gemeinderat liefert immer wieder Überraschungen. So auch am 30. September 2021 mit dem mehrheitlichen Beschluss zum Ankauf neuer Räumlichkeiten für eine Kinderkrippe mit zwei Gruppen in der KR-Martin-Pichler-Straße 6 um über 2 Millionen Euro. In einem Gebäude, das erst errichtet werden muss. Von welchem „Investor“ die fertig ausgestattete Kinderbetreuungseinrichtung erworben wird, wurde nicht verlautbart. Unklar ist auch noch die Finanzierung des Kaufpreises  abzüglich beantragten Förderungen in Höhe von 337.000 Euro – darüber soll im Zuge der Budgeterstellung 2022 entschieden werden.

Vor dem Ankauf legte der Gemeinderat mit der Erlassung des Bebauungsplanes die Rahmenbedingungen für den Neubau des Gebäudes fest, das nach dem Abriss des derzeit noch stehenden Hauses neben geplanten 16 Wohneinheiten auch die zweigruppige Kinderkrippe samt Garten enthalten soll. Das Gebäude umfasst insgesamt 5 Etagen, wobei das 4. Obergeschoss rundum zurückgesetzt wird. Vorgeschrieben ist auch eine Fassaden- und Dachbegrünung.

„Vom Land Tirol wurde eine Kinderkrippen-Übergangslösung für ein Jahr in der Fritz-Atzl-Schule genehmigt. Diese Gruppe soll in die neue, zentrumsnahe Kinderkrippe übersiedeln“, teilte Sozialreferent GR Christian Kovacevic mit, der den Antrag auf Ankauf der 457,15 Quadratmeter umfassenden Räumlichkeiten  samt  Ausstattung und einer Grünfläche im Freien vorbrachte.

Der ausgewiesene Kaufpreis von rund 4.190 Euro pro Quadratmeter sei ein Mischpreis des ortsüblichen Wertes für Gewerbe- und Wohnimmobilien. Die Herstellungskosten beinhalten außenliegende Beschattungen, ein BUS-System bei der Elektroinstallation sowie Belüftungs- und Kühlanlagen – Planungs- und Nebenleistungen seien inkludiert. Der Kaufpreis samt Grundausstattung liegt bei 1.927.400 Euro, die Ausstattung mit restlichem Mobiliar und Spielmaterial ist mit 60.000 Euro veranschlagt, die Gartengestaltung mit 50.000 Euro. Von der Gesamtsumme von 2.052.400 Euro könne man beantragte Förderungen in Höhe von 337.000 Euro abziehen.

Als „intransparent“ kritisierte Grün-GR Richard Götz die Abwicklung und den Umstand, dass dem Gemeinderat kein Kaufvertrag für die Beschlussfassung vorgelegt wurde: „Wir begrüßen zusätzliche Krippenplätze – aber wir wollen einen transparenten Vorgang. Von wem wird gekauft?“ Ein Antwort darauf gab es nicht, die Grünen enthielten sich bei der Abstimmung, 18 Mandatare stimmten zu.

Die Bauzeit ist mit einem dreiviertel Jahr sehr knapp bemessen. Im Hinblick auf die nur für ein Jahr bewilligte Übergangslösung in der Fritz-Atzl-Schule meinte Bgm. Hedi Wechner, das Bauvorhaben müsse in einem Jahr fertig sein. Grün-GR Di Catarina Becherstorfer erkundigte sich danach, was die großzügig dimensionierte Fläche beinhaltet und erhielt Auskunft vom Bauamt: 2 Gruppenräume, Bewegungsraum, Essbereich, Schlafraum, Lager, Personalraum, Küche, Sanitärbereiche für Kinder und Personal, Garderobe und Reinigungsraum sowie ein Büro.