Wörgler Hochwasseropfer fordern Schutzbauten

Manche Jahrestage sind kein Grund zum Feiern. Dazu zählen jene August-Tage im Jahr 2005, an denen Wörgl vom Inn großflächig überflutet wurde. Während Inn-abwärts mittlerweile alle Gemeinden ihre Hochwasserschutzbauten erhöht haben und auch in Wörgl bis zum Giessen-Pumpwerk die Dämme entsprechend erhöht wurden, besteht lediglich im Westen Wörgls eine Lücke.  Die Bürgerinitiative zum Hochwasserschutz für Wörgl drängt mit Nachdruck erneut auf den Dammbau.

In einer Stellungnahme zum Entwurf des Hochwasser-Risikomanagementplans 2021 bemängelt die Initiative vor allem die mangelnde Umsetzung baulicher Schutzmaßnahmen. „Obwohl das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) die höchste Priorität für die Umsetzung von Schutzmaßnahmen festgelegt hat, sehen die Betroffenen bisher keine konkrete Vorgabe für den Schutz ihrer Lebensgrundlagen“, kritisieren Helmut Track und Gerhard Unterberger von der Bürgerinitiative.

Die Bürgerinitiative drängt auf Umsetzung: „Die bisherigen Planungen und Gründungen von Verbänden reichen nicht aus, da diese den Schutz nur vorsehen oder planen, anstatt endlich Maßnahmen umzusetzen!“

Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus hat in seiner Antwort auf die Stellungnahme betont, dass die Statusfestlegung für die Maßnahmen bis 2027 als „vorgesehen“ erfolgte, da noch Rahmenbedingungen geklärt werden müssten. „Diese Verzögerungen sind nicht länger akzeptabel. Wir fordern eine rasche und verbindliche Umsetzung des Hochwasserschutzes“, appelliert die Bürgerinitiative an die verantwortlichen Behörden. Die Betroffenen sehen sich seit Jahren durch wiederkehrende Hochwasserereignisse bedroht und fordern endlich dauerhafte Schutzmaßnahmen, um aus der „roten Zone“ zu kommen.

Die Bürgerinitiative verweist auf die Bedeutung inneralpinen Wasserrückhaltes durch Staubecken in den Seitentälern des Inns und bedauert, dass diese Möglichkeit zur Senkung des Hochwasserrisikos vom Land nicht ernsthaft verfolgt wird. Staubecken könnten neben der Funktion als Rückhalteraum auch in Zeiten der Trockenheit zur Trinkwasserversorgung, zur Bewässerung in der Landwirtschaft und zur Energieerzeugung beitragen.

„Durch das Zurückhalten von Wasser in den Bergen können Erosion und Bodenerosion in den Tälern reduziert werden“, sind Track und Unterberger überzeugt und verweisen auch auf ökologische Vorteile: „Staubecken können dazu beitragen, natürliche Flussökosysteme zu schützen, indem sie den Wasserfluss regulieren und die Lebensräume für Tiere und Pflanzen verbessern.“

Bei Planung und Bau von Staubecken müssten ökologische und soziale Aspekte berücksichtigt und mögliche negative Auswirkungen minimiert werden. „Die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden, Umweltschutzorganisationen und Fachleuten ist entscheidend, um nachhaltige und effektive Lösungen zu entwickeln“, so Track und Unterberger, die Staubecken als Teil eines umfassenden Hochwasserschutzes sehen, um die Auswirkungen von Hochwasserereignissen im Inntal zu reduzieren und die Sicherheit der Anwohner zu verbessern.

Als Positiv-Beispiel verweisen sie auf den Speicher-Stausee Zillergründl im hinteren Zillertal, der in den 1980er Jahren erbaut wurde und ein wichtiger Bestandteil des Hochwasserschutzes und der Energieversorgung in der Region sei. Der Stausee wird vom Ziller gespeist und kann überschüssiges Wasser während Starkregen- oder Schneeschmelze-Phasen zurückhalten und kontrolliert ablassen. Dadurch wird der Flusspegel des Zillers reguliert und die Gefahr von Überschwemmungen minimiert.

„Warum wollen die zuständigen in der Politik und im Wasserbau das so nicht umsetzten?“, fragen sich die Wörgler Hochwasser-Betroffenen, die sich  „eine umfassende und integrierte Hochwasserschutzstrategie mit verschiedenen Maßnahmen“ wünschen: Rückhaltebecken in weniger dicht besiedelten Gebieten, Renaturierung von Flussläufen, verbesserte Frühwarnsysteme und bessere Raumplanung.