20 gemeinnützige Organisationen bei Wörgler Ehrenamtsbörse

„Freiwillig – ich bin dabei!“  – unter diesem Motto stand eine Neuauflage der Ehrenamtsbörse im Wörgler Tagungshaus am 5. November 2016, bei der 20 gemeinnützige Organisationen aus dem Tiroler Unterland über Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements informierten und bei Referaten wertvolle Tipps für die Gewinnung und den Einsatz Freiwilliger gegeben wurden.

„Ohne Freiwillige wäre viel weniger Wärme und Nähe in unserer Gesellschaft“, stellte einleitend Mag. Dr. Sabine Peinsipp-Hölzl, Bildungsmanagerin des Tagungshauses fest, die gemeinsam mit Mag. Isabella Ortner vom Freiwilligenzentrum Tiroler Unterland und Wörgls Ehrenamtskoordinatorin Christine Deutschmann die Ehrenamtsbörse organisiert hatte. „Diese Veranstaltung macht bewusst, wie viele bereits ehrenamtlich tätig sind. Ehrenamt ist ohne Bezahlung, aber nicht ohne Gewinn – für die Gemeinschaft ebenso wie für jeden individuell. Es geht nichts über eine persönliche Beziehung, ob zu Mensch oder Natur – sie macht das Ehrenamt so unendlich wertvoll“, stellte Bürgermeisterin Hedi Wechner fest, die gemeinsam mit Nationalrätin Carmen Schimanek den Ehrenschutz für die Ehrenamtsbörse übernommen hatte.

„In Wörgl bestehen über 40 Organisationen, die ehrenamtlich tätig sind“, informierte NR Carmen Schimanek, die bei kollektiv-vertraglicher Bezahlung dieser Leistung einen Geldwert von jährlich 2 Millionen Euro durch Ehrenamtliche erbracht sieht.  Sozialreferent GR Christian Kovacevic betonte die Bedeutung der ehrenamtlichen Tätigkeiten über den monetären Wert hinaus für das Klima in der Gesellschaft und Wörgls Sozialreferent GR Mag. Walter Hohenauer stellte ebenso Berechnungen an: „In der Gemeinde Wörgl werden jährlich rund 100.000 Stunden freiwilliger Arbeit geleistet – das entspricht 50 Vollzeitbeschäftigten oder rund 2,5 Millionen Euro, wobei dabei viele kleinere Vereine noch garnicht berücksichtigt sind“, so Hohenauer, der auf die volkswirtschaftliche Bedeutung des Ehrenamtes hinwies und der Metzgerei  Schlögl, der Bäckerei Feiersinger und den vielen Kuchenbäckerinnen für die Unterstützung bei der Verpflegung der TeilnehmerInnen und BesucherInnen im Foyer des Tagungshauses dankte.

Über die gesellschaftlichen Aspekte ehrenamtlichen Engagements referierte Caritas-Direktor Georg Schärmer, über die Gewinnung von Freiwilligen Mag. Martin Lesky und über den Arbeitsmarkt für Asylwerbende und Möglichkeiten für Ehrenamt Kufsteins AMS-Geschäftsstellen-Leiter Hans-Jörg Steinlechner. Im großen Saal des Tagungshauses informierten vor allem Sozialvereine und –organisationen über ehrenamtliche Tätigkeiten: Die Tiroler Sozialen Dienste, das Seniorenheim Wörgl, der Gesundheits- und Sozialsprengel Wörgl, der Wörgler Compjuta-Hoagascht für Senioren, der Verein Komm!unity und das Diakoniewerk, der Verein Neustart, das Rote Kreuz, die Interessensvertretung für Menschen mit Behinderung im Bezirk Kufstein ÖZIV, die Tiroler Hospiz Gemeinschaft, die Lesepatenschaft Wörgl, der Samariterbund, die Caritas, die Lebenshilfe Tirol, der Blinden- und Sehbehindertenverband und die Volkshilfe ebenso wie die Frauen- und Mädchenberatung Evita oder die neuen Initiativen „Wunsch-Oma“ sowie „Arbeitsmanufaktur SchwarzWeiss – Arbeit für Menschen ohne Arbeit“. Mit dabei war weiters Schutzgebietsbetreuer Philipp Larch, der Einblicke in den ehrenamtlichen Einsatz in Tiroler Schutzgebieten wie dem Wörgler Feuchtbiotop Filz oder dem Wilden Kaiser gab.

Arbeitsmanufaktur SchwarzWeiss

„Die Arbeitsmanufaktur SchwarzWeiss will durch Beschäftigung und Betreuung Arbeitsloser über 50 Jahren einen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben ermöglichen und dafür Arbeitsplätze schaffen“, erklärt Johannes Fontana das Ziel des vor eineinhalb Jahren gegründeten Vereines, der vor vier Monaten mit Projekten startete. Ende Juli eröffnete das „Café mitanond“ in Kundl, das von Donnerstag bis Dienstag täglich von 11 bis 16:30 Uhr geöffnet hat und BewohnerInnen des Sozialzentrums ebenso zu seinen Gästen zählt wie die Kundler Bevölkerung. Die Arbeitsmanufaktur ist Arbeitgeber und hat dafür zwei Leute angestellt. „Wir bieten 30 Wochenstunden-Jobs, wovon 24 Stunden gearbeitet wird und sechs Stunden für persönliche Betreuung verwendet werden, was von der Lebensberatung bis zum Bewerbungs-Coaching reicht“, erklärt Fontana. Bezahlt wird nach dem Kollektiv für Sozialwirtschaft, das 1. Dienstverhältnis wird für die Dauer von 8 Monaten abgeschlossen. „Damit kommen die Leute aus der Mindestsicherung und haben wieder Anspruch auf Arbeitslosengeld“, erläutert Fontana das Prinzip. Derzeit ist der Verein auf der Suche nach Projekten. „Wir würden gern ein Bed & Breakfast betreiben und suchen dafür eine Immobilie. Auch ein Bügelservice ist geplant“, so Fontana. Und wozu werden Ehrenamtliche benötigt? „In der Verwaltung und für die Übernahme von Patenschaften“, teilt Fontana mit. Wer sich dafür interessiert, kann sich unter Tel. 0680 1224957 oder per E-Mail vorstand(at)arbeitsmanufaktur.at melden.

Leader-Projekt Wunsch-Oma

„Wir suchen derzeit für 10 bis 12 Familien in Wörgl und Umgebung Leih-Omas oder Leih-Opas“, berichtete Alexandra Höck von der im Juni 2016 gestarteten Initiative „Wunsch-Oma“. Das von der EU, Bund und Land geförderte Projekt ist vorerst auf zwei Jahre begrenzt und will Familien und Alleinerziehende mit ehrenamtlichen Wunsch-Großeltern zusammenbringen. „Auch im Tiroler Unterland leben viele Familien und Alleinerziehende weit entfernt von eigenen Großeltern. Gleichzeitig gibt es ältere Menschen, die ihre Zeit gern mit Kindern verbringen würden. Dabei steht der Aufbau einer längerfristigen Beziehung und eine Verbindung der Generationen im Vordergrund“, erklärt Alexandra Höck. Interessierte erhalten in einem Tagesworkshop unter dem Motto „Abenteuer Erziehung“ Tipps sowie einen achtstündigen Erste-Hilfe Kurs. Die ehrenamtlichen Großeltern sind unfall- und haftpflichtversichert, ersetzen aber nicht eine Tagesmutter und sind keine Haushaltshilfe. Das Leaderprojekt bietet Ansprechpersonen in drei Regionen im Tiroler Unterland. Alexandra Höck ist für die Region Brixental, das Sölllandl sowie Wörgl und Umgebung zuständig. „Mitzumachen ist eine Bereicherung für beide Seiten“, weiß Höck aus den bereits durchgeführten Vermittlungen. Kontakt: Telefon 0664-2117292, E-Mail alexandra(at)wunschoma.at

Vernetzungsplattform Ehrenamtsbörse

Die Ehrenamtsbörse dient nicht nur der Information neuer Freiwilliger, sondern auch der Vernetzung der Institutionen untereinander sowie des Kennenlernens der jeweiligen Angebote und Tätigkeitsfelder. Auf diese Weise entstanden auch schon wertvolle Kontakte, die Menschen ganz konkret weiterhelfen. So verbindet Isabella Ortner vom Freiwilligenzentrum und Sabine Karrer, stellvertretende Obfrau vom Tiroler Blinden- und Sehbehindertenverband  eine solche Erfolgsgeschichte, bei der es gelungen ist, einem vollblinden Menschen den Wunsch nach regelmäßigem Tanzengehen zu erfüllen. „Wir suchen für Freizeit- und Sportaktivitäten jüngere Leute zur 1:1-Betreuung Sehbehinderter“, erklärt Sabine Karrer.

Das Ehrenamt im Sozialbereich ist weiblich

„Betrachtet man alle Ehrenamtsfunktionen, sind durch Feuerwehren und Traditionsvereine  mehr Männer als Frauen ehrenamtlich tätig. Im Sozialbereich überwiegen aber die Frauen“, weiß Isabella Ortner und machte die Erfahrung, dass sich gerade für die Arbeit in der Flüchtlingsbetreuung vor allem jüngere Frauen interessieren. Für die nächste Ehrenamtsbörse will sie vermehrt über den Sozialbereich hinausgehende Tätigkeitsanbieter wie etwa den Alpenverein ansprechen. Alle Infos über Freiwilligen-Tätigkeiten gibt´s auch bei ihr im Büro in Hopfgarten, Tel. 0650 430 151 sowie per Email fwz.ortner(at)gmail.com