Die Großraubtier-Bilanz des Landes Tirol weist fürs vergangene Jahr 540 tote und vermisste Weidetiere und mindestens 25 verschiedene genetisch nachgewiesene Wölfe nach. Drei Herdenschutz-Pilotprojekte wurden mit über 440.000 Euro unterstützt. Die Kosten für intensive Behirtung, gelenkte Weideführung und gesicherte Übernachtungsplätze lagen 2023 bei 133 Euro pro Schaf.
In Tirol wurden im vergangenen Jahr mindestens 25 verschiedene Wolfsindividuen – um ein Drittel mehr als 2022 – aus drei Herkunftspopulationen genetisch nachgewiesen. Das zeigt die Bilanz über Großraubtiere in Tirol 2023. Hinweise auf eine Rudelbildung liegen laut Presseaussendung des Landes Tirol jedoch nicht vor.
Außerdem haben sich wahrscheinlich drei verschiedene Bären zumindest zeitweise in Tirol aufgehalten. Jener Bär, der sich etwa in Brandenberg (Bezirk Kufstein) aufgehalten hat, wurde in Salzburg vom Zug erfasst und getötet. In vier Tiroler Bezirken gab es Nachweise von Goldschakalen.
Weniger Nutztierverluste
255 tote und 285 vermisste Weidetiere waren 2023 Großraubtieren zuzuordnen. Drei Viertel aller im vergangenen Jahr entschädigten Weidetiere, darunter auch 15 Rinder und ein Pferd, gehen auf das Konto von Wölfen, 16 Prozent wurden von Bären getötet, für acht Prozent der gerissenen Nutztiere sind Goldschakale verantwortlich. Die Nutztierverluste wurden vom Land Tirol mit über 160.000 Euro entschädigt. Mit insgesamt 540 Tieren liegen die Nutztierverluste um 43 Prozent unter dem Jahr 2022.
Erhöhter Jagddruck
Ein Grund für den erheblichen Rückgang an Nutztierrissen könnte der erhöhte Jagddruck sein. Eine abschließende Erklärung gibt es jedoch nicht. 19 Abschussverordnungen gegen Schad- und Risikowölfe hat das Land Tirol erlassen, vier davon konnten von der Jägerschaft erfüllt werden. „Zum Schutz der Almwirtschaft und im Sinne der Sicherheit der Bevölkerung werden wir diesen Weg auch im heurigen Jahr konsequent fortsetzen“, so LHStv Josef Geisler.
Ziel: Senkung des Schutzstatus in Berner Konvention und FFH-Richtlinie
Die Senkung des Schutzstatus des Wolfs sowie eine reguläre Bejagung bleiben die Hauptforderung Tirols an Brüssel. „Wir werden hier nicht lockerlassen“, so Geisler. Auf Initiative von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird sich der Rat in einem ersten Schritt im Frühjahr mit der Senkung des Schutzstatus des Wolfs in der Berner Konvention, einem internationalen Übereinkommen, befassen.
133 Euro pro Schaf für Wolfsabwehr auf Almen
Das Land Tirol hat im abgelaufenen Almsommer Herdenschutz-Pilotprojekte auf drei Schafalmen im Bezirk Landeck mit insgesamt 444.000 Euro unterstützt. Nutztierverluste durch Wölfe oder Bären gab es auf den betreffenden Almen keine. Wie sich zeigt, steigt mit der Veränderung der Bewirtschaftung der personelle und finanzielle Aufwand stark an. Herausforderungen gibt es auch hinsichtlich der Tiergesundheit. Die Kosten für Behirtung, gelenkte Weideführung, Hunde und gesicherte Übernachtungsplätze zur Abwehr von Großraubtieren betrugen im vergangenen Almsommer auf den Pilotalmen durchschnittlich 133 Euro pro Schaf, 2022 waren es 114 Euro. Dem gegenüber stehen durchschnittliche Alpungskosten von fünf bis zehn Euro pro Schaf bei traditioneller Alpung mit freiem Weidegang sowie Verkaufserlöse von durchschnittlich 130 Euro für Lämmer und 550 Euro für Zuchttiere.
Seit 2020 fördert das Land Tirol die Anschaffung von Herdenschutzzäunen samt Zubehör mit 60 Prozent der Anschaffungskosten. Die wolfsabweisenden Elektrozäune kommen überwiegend auf den Heimweiden im Tal zum Einsatz. Im vergangenen Jahr wurden 143 Anträge zur Förderung von Herdenschutzzäunen gestellt, ein Viertel mehr als 2022.
Der Jahresbericht 2023 Bär, Wolf, Luchs, Goldschakal steht ab Montag, den 5. Februar auf der Website des Landes zur Verfügung.
Text: Land Tirol/ Konrad Pölzl, MA