50 Jahre Volkshaus Wörgl – eine Gedenktafel zum Jubiläum

An drei Menschen, die entscheidend zum Bau des Wörgler Volkshauses beigetragen haben, erinnert seit 1. Oktober 2021 eine Gedenktafel auf dessen Fassade: Ing. Friedrich Buresch, Alois Bramböck und Franz Lebeda sowie allen weiteren an Bau und Erhaltung Beteiligten gilt der Dank, der auch in den Festansprachen zum Ausdruck kam.

Ein Bläserquartett der Stadtmusikkapelle eröffnete den feierlichen Festakt, zu dem Andreas Kovacevic als Obmann des Vereines Arbeiterheim zahlreiche Ehrengäste begrüßte – darunter den Tiroler SPÖ-Clubobmann Dr. Georg Dornauer, die Landtags-Abgeordneten Claudia Hagsteiner und Christofer Ranzmaier, Robert Wehr vom ÖBG, Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner, Sozialreferent GR Christian Kovacevic und die Gemeinderäte Christian Huter und Georg Breitenlechner, aktiv für Wörgls Senioren beim Pensionistenverband.

„Der Verein Arbeiterheim wurde am 1. Dezember 1970 gegründet und bis 2011 mit dem ÖGB geführt. 2012 erfolgte die organisatorische Trennung – seither ist der Verein für Verwaltung und Instandsetzung des Volkshauses zuständig“, erläuterte Andreas Kovavevic und gab einen Überblick über die vielfältigen Einrichtungen und Funktionen im Haus – von der Kinderkrippe Purzelbaum über den Schülerhort bis zur Kirche der Siebentags-Adventisten, vom ESV über die Stadtbühne bis hin zum Pensionistenverband. Sein Dank galt den Gastro-Pächtern ebenso wie der Stadt und allen bisherigen Obleuten des Vereines.

Der ehemalige Landtagsabgeordnete und Wörgler Vizebürgermeister Ing. Andreas Obitzhofer recherchierte zur Geschichte des Volkshauses und des Arbeiterheimes in Wörgl, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Bahnhofstraße im Gasthof Rose untergebracht war. Mit dem Putsch 1934 und dem folgenden Verbot aller sozialdemokratischen Einrichtungen ging diese Ära zu Ende – das Arbeiterheim wurde enteignet und blieb das bis 1945. „Ende der 1940er Jahre tauschte der Verein Arbeiterheim seine Grünflächen an der Poststraße für den Bau der Molkerei  mit dem heutigen Volkshaus-Areal an der Brucknerstraße“, so Obitzhofer. Das zweite Wörgler Arbeiterheim beherbergte neben der Gastro die AK-Bibliothek und in Holzbaracken Sportmöglichkeiten für Leichtathleten und einen kleinen Saal. Mitte der 1960er Jahre herrschte bereits Platzmangel – und so entschied man sich, nach dem Vorbild des Volkshauses Schwaz auch  in Wörgl ein neues Arbeiterheim zu errichten. Als Andreas Obitzhofer 1968 als Eisenbahner nach Wörgl kam, engagierte er  sich bei der Gewerkschaftsjugend, die Gruppe wuchs auf 70 Mitglieder an und übersiedelte vom Heizhaus ebenfalls ins alte Volkshaus.

Die Planungen liefen bereits vor Vereinsgründung an. Das Arbeiterheim sollte als Anbau ans bestehende Haus errichtet werden. „Die erste Bauphase stand unter keinem guten Stern – eine der Grundmauern stürzte ein“, erinnerte Obitzhofer an das Missgeschick, das allerdings die erfolgreiche Baufertigstellung nicht verhinderte. „Alois Bramböck war die treibende Kraft am Bau, er animierte viele Häuslbauer zum Mitmachen und hat als Bauleiter selbst auf der Baustelle gearbeitet“, so Obitzhofer. Ing. Friedriech Buresch war erster Obmann, Franz Lebeda als Betriebsratsobmann bei der LHG viele Jahre Verwalter und Kümmerer des Volkshauses.

In Erinnerung blieb auch die legendäre Einweihungsfeier des Volkshauses, bei der ÖGB-Chef Benja verwundert auf Pfarrer Viehhauser traf – die Geistlichkeit hatte der rote Gewerkschaftsboss nicht bei der Feier erwartet – musste aber zur Kenntnis nehmen, dass in Tirol der kirchliche Segen Brauch ist. Beim gemütlichen Teil nach dem Festakt unterhielten sich die Beiden dann allerdings bestens!

Bürgermeisterin Hedi Wechner erinnerte an den hohen Stellenwert der Arbeiterheime ind er Geschichte der Sozialdemokratie – „sie waren für Gemeinschaft und den Bildungsauftrag zuständig, stifteten Identität. Das hatte auch für die Stadt Wörgl große Bedeutung“.  Auch in der heutigen Zeit sei es wichtig, eine geistige, psychologische – nicht ideologische – Heimat zu haben –und so sei das Volkshaus heute ein offenes Haus für alle und wichtig für die Gemeinschaft.

„Das Volkshaus ist Treffpunkt für Menschen jeden Alters und jeder Weltanschauung“, bekräftigte auch Wörgls Sozialreferent und SPÖ-Stadtparteiobmann GR Christian Kovacevic. Die SPÖ sei immer eng mit dem Verein Arbeiterheim und dem Volkshaus verbunden gewesen. Das Volkshaus habe sich in den letzten Jahrzehnten sehr positiv über alle Parteigrenzen hinweg entwickelt und stehe für ein breites Kultur- und Bildungsangebot, zu dem die Theateraufführungen der Stadtbühne ebenso zählen wie die jährlichen Maifeste, die Corona-bedingt allerdings 2020 und 2021 ausfallen mussten. „Als Entschädigung laden wir heute zum Herbstfest“, erklärte Kovacevic und lud nach Enthüllung der Gedenktafel zum Mitfeiern beim Fest, das musikalisch begleitet von den „3 Freunden der Nacht“ im Garten des Volkshauses über die Bühne ging.