Tirols Frauenlandesrätin Baur will mehr Lohn-Gerechtigkeit

Beim geschlechtsspezifischen Lohnunterschied belegt Österreich im EU-Vergleich den vorletzten Platz. Das ist kein Ruhmesblatt“, stellt Frauenlandesrätin Christine Baur anlässlich des am 8. März stattfindenden Weltfrauentags klar. Obwohl seitens der Wirtschaft an der Aussagekraft dieser jüngst von Eurostat herausgebrachten Statistik angezweifelt wird, ließen sich die Fakten auch für Tirol nicht vom Tisch wischen, so Baur: „Noch immer verdienen Tiroler Frauen im Durchschnitt 46 Prozent weniger als Tiroler Männer. Bei den Selbstständigen sind es gar 49 Prozent. Damit ist Tirol im Österreichvergleich ganz schlecht gereiht“. Mit einem durchschnittlichen Nettoeinkommen von 19.018 Euro jährlich bzw. 1.358 Euro monatlich liegt Tirol im Bundesländervergleich bei der Einkommenshöhe von Frauen an letzter Stelle. Aufgrund des insgesamt relativ niedrigen Einkommensniveaus in Tirol verdient mehr als die Hälfte der Frauen netto weniger als 1.000 Euro. Selbstständig erwerbstätige Männer beziehen in Tirol im Schnitt ein Jahreseinkommen von 19.251 Euro vor Abzug der Steuern. Frauen erreichen mit 9.854 Euro um 49 Prozent weniger Einkommen als Männer.

Die Gründe für die Lohnunterschiede sind vielfältig: Traditionelle Frauenberufe – etwa in Erziehung, Pflege und Betreuung – werden historisch bedingt unterbewertet und damit auch niedriger entlohnt. Gleichzeitig sind Frauen in höheren Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert: EU-weit beträgt der Anteil an Frauen in den Entscheidungsgremien der größten Aktiengesellschaften 16 Prozent. In Österreich sind es sogar lediglich zwölf Prozent. Ein dritter Grund fußt in der Tatsache, dass Frauen noch immer einen Großteil der unbezahlten Familienarbeit übernehmen und daher für die bezahlte Arbeit weniger zeitliche Ressourcen haben.

Neubewertung der Arbeit notwendig

Für die Frauenlandesrätin muss auf dem Weg zur Lohngerechtigkeit an mehreren Rädern gedreht werden: „Es braucht eine Neubewertung der Arbeit. Ist denn die Leistung, die ein Bankmanager erbringt, höher zu bewerten als beispielsweise die Erzieherin oder Lehrerin der nächsten Generationen?“ Der Entlohnungsgrad solle daher nicht nur auf Profitmaximierung oder Kostenersparnis, sondern auch auf sozial relevanten Faktoren basieren. Gleichzeitig müssen mehr Frauen in Führungspositionen gebracht werden.

Im Rahmen der Möglichkeiten versucht Tirol, mit verschiedensten Programmen einer Lohngerechtigkeit näher zu kommen. „Das Programm ‚FiT – Frauen in Handwerk und Technik‘ des Arbeitsmarktservices soll mehr Frauen dazu animieren, typische Männerberufe zu ergreifen“, berichtet LRin Baur. Diese Berufe seien deutlich besser bezahlt als die typischen weiblichen Berufe in den diversen Dienstleistungsbranchen. Hinzu komme, dass gerade typische Frauenberufe massiv von einer arbeitnehmerInnenfeindlichen Dynamik am Arbeitsmarkt betroffen sind. Auch bei der jüngeren Generation wird angesetzt, um mehr Mädchen für naturwissenschaftliche und technische Berufe zu begeistern. Dazu zählen der Girls’ Day und Projekte wie „mut- Mädchen und Technik“.

Text: Land Tirol/Mag. Iris Reichkendler