Was unternimmt die Stadt, damit die dringend benötigte Ruhe im Wörgler Seniorenheim wieder einkehrt und der Betrieb wieder friktionsfrei auf Schiene kommt? Bürgermeister Michael Riedhart und Sozialreferentin STR Elisabeth Werlberger stellten dem Wörgler Gemeinderat am 22. Mai 2024 eine ganze Reihe von Maßnahmen vor.
Riedhart informierte zunächst über zwei stattgefundene Fraktionsführersitzungen zum Thema Seniorenheim, bei denen der weitere Fahrplan besprochen wurde, der sowohl kurz-, als auch mittel- und langfristige Maßnahmen umfasse. „Als Sofortmaßnahme werden Leasingkräfte eingesetzt, zwei wurden schnell gefunden. Die Kosten dafür belaufen sich auf 12.000 Euro pro Kopf und Monat. Für Heim- und Pflegedienstleitung laufen noch Bewerbungsgespräche, Anfang Juni soll die neue Leitung bestellt werden“, so Riedhart.
Der Stadtrat werde Mitarbeiter-Werbeprämien in der Höhe von 2.000 Euro beschließen, die dann ausbezahlt werden, wenn eine vom Personal angeworbene Pflegekraft ein Jahr lang im Wörgler Seniorenheim gearbeitet hat. Der Stadtrat entscheidet auch über die Forderung der Personalvertretung, Mitarbeiterprämien einzuführen.
Als Berater mit Fachwissen für den medizinischen pflegerischen Bereich wurde die Humanocare eingebunden. Vereinbart wurde zudem, dass das Seniorenheim künftig im Stadtmagazin monatlich zwei Seiten erhält, auch zur Anwerbung von Personal.
„Nicht erfreulich ist, dass wir sofort eine Bettenreduktion von 110 auf 105 Betten vornehmen müssen, um Überstunden abbauen und den gesetzlich vorgeschriebenen Pflegeschlüssel einhalten zu können“, teilte Riedhart mit. Bisher wurde ein Bettenhöchststand von 130 erreicht, mit dem Land bestehen Verträge über 140 Betten, die Heimerweiterung erfolgte bereits vor Jahren für eine Kapazität von 150 Betten.
Zur Verbesserung der Kommunikation werde ein regelmäßiger Jour Fix eingerichtet. Mittelfristige Maßnahmen werde man dann mit der neuen Leitung besprechen. Zur Unterstützung des Pflegepersonals habe man bei der TILAK 12 Pflegekräfte aus Kolumbien in Auftrag gegeben, die dort ausgebildet werden – auch im deutschen Spracherwerb, wobei das Göthe Institut die Deutschzertifizierung vornehme. Die ausgebildeten Fachkräfte können 2025 den Dienst antreten.
Riedhart kündigte weiters an, dass so wie in Kirchbichl jetzt auch in Wörgl die Pflegelehreausbildung gestartet werde. Zudem sollen Menschen mit Behinderung eingestellt werden, die das Personal etwa beim Aufbetten und in der Küche entlasten. Dafür wolle man auch vermehrt Ehrenamtliche werben, die bei Betreuung, Unterhaltung und in der Beschäftigungstherapie mithelfen sollen.
Riedhart nahm auch Stellung zum Vorschlag, wie in Innsbruck, Kitzbühel oder St. Johann auch in Wörgl die „Wörgler Sozialen Dienste“ zu gründen. Damit sei in Wörgl unnötig Angst geschürt worden. „Eine Umstellung bringt Vorteile bei der Entlohnung, da das Personal dann im Kollektivvertrag privater Einrichtungen geführt wird. Damit sind statt 40 nur 37 Wochenstunden und Prämienmöglichkeiten gegeben. Die Überlegung war, damit mehr zu entlohnen als gesetzlich vorgeschrieben ist“, so Riedhart.
Sozialstadträtin Elisabeth Werlberger stellte noch weitere Vorhaben der Stadt vor, mit denen der Arbeitsplatz im Seniorenheim attraktiviert werden soll – etwa Tagesmütter für MitarbeiterInnen und eine Unterstützung beim Thema Wohnen, gedacht werde etwa auch an die Einrichtung eines Mitarbeiterhauses.
Im Tagesordnungspunkt Allfälliges fragte GR Patricia Kofler, „warum die 14 Voschläge der Liste Wir für Wörgl betreffend das Seniorenheim abgelehnt wurden?“ Man habe diese als konstruktive Mitarbeit gesehen. Riedharts Einschätzung ist anders, er habe „wenig Konstruktives“ gefunden und kritisierte den Widerspruch, einerseits eine Entpolitisierung und gleichzeitig die Einbindung von politischen Mandataren zu fordern. Vizebgm. Roland Ponholzer erläuterte dazu, dass die Einbindung politischer Mandatare sich lediglich auf die Arbeit in politischen Gremien beziehe.
Riedhart erklärte, dass die Stadt Träger des Seniorenheimes und damit er als Bürgermeister verpflichtet sei, sich um das Heim zu kümmern. Referentin Elisabeth Werlberger appellierte an alle Gemeinderäte, jetzt dazu beizutragen, „das Seniorenheim wieder zu dem zu machen, was es einmal war.“ Probleme sollen nicht in die Medien, sondern in den zuständigen Ausschuss getragen werden, um nicht noch weiter zur Verunsicherung beizutragen. Diese betreffe nicht nur das Personal, auch die BewohnerInnen und deren Angehörige.
„Das Seniorenheim war ein Vorzeigeheim, Pilot für Projekte und ein geschätzter Arbeitgeber“, meldete sich STR LA Christian Kovacevic zu Wort, der in der vergangenen Periode selbst 6 Jahre lang als Referent zuständig war. Als entscheidenden Wendepunkt sehe er den Wechsel im Bürgermeisteramt: „Ihr habt 2 Jahre den Karren in den Dreck gefahren“, lautete sein Vorwurf. Jetzt müsse schnellstmöglich die Führung neu besetzt, Personal eingestellt werden und Ruhe einkehren. Dass vieles in die Medien getragen wurde, sei auch darauf zurückzuführen, dass sich das Personal im Stich gelassen fühlte.
Vizebgm. Kayahan Kaya richtete die Frage an WfW-Gemeinderätin Astrid Rieser, die als stellvertretende Küchenchefleiterin im Seniorenheim arbeitet, was denn ihrer Meinung nach besser zu machen wäre. Rieser schilderte daraufhin die Entwicklung der letzten eineinhalb Jahre, in denen sie zwar nicht in ihrem Küchenteam, wohl aber in anderen Abteilungen Verängstigung und Verunsicherung der Belegschaft wahrgenommen habe. Sie appellierte an den Gemeinderat, jetzt „zusammenzuhelfen. Was die Pflege leistet, ist ein Hammer!“ Es gehe darum, mit den MitarbeiterInnen direkt zu sprechen und Existenzängste zu nehmen und wieder Vertrauen zu gewinnen. Rieser stellte dann noch klar, dass „ich im Seniorenheim nicht politisiere. Die Stadt ist mein Arbeitgeber. Politik im Seniorenheim machen geht garnicht!“