Inspirierende Kurzfilme in Wörgl

Keine leichte Aufgabe war das Voting beim Tiroler Kurzfilmfestival in Wörgl – nicht, weil es aus Zeitspar-Gründen erstmals online durchgeführt wurde, sondern weil die ausgezeichnete Qualität der gezeigten cineastischen Gustostückerl eine Entscheidung schwer machte. Der Verein Wörgler Lichtspiele rollte am 31. Oktober und 1. November 2019 für die 7. Auflage des mit den Jahren gewachsenen Festivals einmal mehr vor dem Komma Wörgl den roten Teppich aus.

Das Tiroler Kurzfilmfestival hat sich bereits über die Grenzen Tirols hinaus einen Namen gemacht, wie die mittlerweile internationalen Einreichungen zeigen. Aus der Fülle der Beiträge eine Vorauswahl zu treffen, dafür stellten sich wieder fachkundige JurorInnen aus Film, Rundfunk und Theater zur Verfügung – namentlich Cornelia Thurnbauer, Melanie Zemsauer, Elisabeth Juen, Mathias Peschta, Roland Aßmann und Helmut A. Häusler.

Das Publikumsvoting kürte am Donnerstag bei den Musikvideos „Blinded by Stardust – Follow the Sun“ in der Regie von Lauren Klocker zum Sieger und damit zum Gewinner einer Tonaufnahme im Wörgler Tonstudio Noise & Harmony. Bei den Newcomern hatten die Schülerinnen der Bundesfachschule für wirtschaftliche Berufe mit Aufbaulehrgang in Wörgl der Klasse 3A die Nase vorn, sie holten sich den Sieg mit ihrem witzigen Party-Video „Lost in Confusion“.

Bei der klassischen Kurzfilmnacht am Freitag entschied das Publikumsvoting, dotiert mit 100 Euro, zugunsten von Stephan Madersbachers „Die Jagd nach dem Moment“, der die Herzen von Natur- und Bergsportfans gleichermaßen höher schlagen ließ. Der Preis der Jury, dotiert mit 150 Euro, ging an den Animationsfilm „Like and Follow“ von Tobias Schlage & Berent Forrest, der humorvoll das Thema Kids & Smartphone auf die Schaufel nimmt und ohne erhobenen Zeigefinger zum Spielen mit anderen Kindern in der Natur abseits virtuell vorgegaukelter Welten Lust macht.

„Unsere Kurzfilmer schaffen in 10 Minuten, was manche Regisseure in 90 Minuten nicht schaffen – sie erzählen spannende Geschichten“, würdigte Stefan Peschta die kreativen und handwerklichen Leistungen hinter den Festival-Beiträgen, die über die große Leinwand im Komma flimmerten. Die beiden Moderatoren Stefan Peschta und Dominic Kainzner dankten der ganzen Wörgler Lichtspiele-Crew, namentlich Anna und Sophia Etzelstorfer sowie dem Bar-Team mit Jürgen Chmela-Heiss, Nadine Hafner und Nina Salzburger sowie Stuart und Sven Kugler und Aline Hölzl an den Technik-Reglern. Im Einsatz war weiters das Team von MH Videoproduktion. Die Sponsoren wurden einmal mehr mit einem eigens gedrehten „Festival-WG-Videoclip“ ins Rampenlicht gerückt.

Musikvideos & Newcomer

Der erste Kurzfilm-Festival-Abend widmete sich den beiden Kategorien Musikvideo & Newcomer. War der Komma-Saal bei der klassischen Kurzfilmnacht am 1. November gut gefüllt, so stand der Vorabend betreffend die Zuschaueranzahl mit der Halloween-Konkurrenz unter keinem so guten Stern. Schade, denn die gezeigten Beiträge hätten sich durchaus mehr Publikum verdient!

In den Wettbewerb schafften es die Musikvideos „Zuggersiaß“ von Jesse Grande, „But then I Realized“ von Simon Spitzer, „Patri Patau“ – Seidenpapier von Mathias Glanznig, das Action-Painting-Video „Blinded by Stardust – Follow The Sun“ von Lauren Klocker, „Bad For You“ von Christopher Lettner, der Rap „Gischi – Für jeden“ von Dominik Hauser. „Yourza Fine“ von Matthias Mayrhauser, „Ichos – Boomerang auf Instagram“ von Mario Köstinger und TyRoll mit „Bist du bei mir“ in der Regie von Sänger Marlon Prantl, der Soundtrack des Filmes „Hoffnungslose Finsternis“ über Otto Neururer.

Im Newcomer-Bewerb wurden drei Beiträge präsentiert: „Selbstmord“ von Jima AL/Gottfried Platt, „Out of System“ von Nadine Kirchner und das Schulprojekt  „Lost in Confusion“ in der Regie von Katharina Burgstaller der BFW+AL Wörgl. 16 Mädels der 3A Klasse erarbeiteten im Schwerpunkt Kreativität, Office und Medien mit Unterstützung ihrer Fachlehrerin Mag. Petronella Rieder die Story ihres schrägen, lustigen Party-Videos, das losgeht wie ein Krimi und bei dem sie auch selbst an zwei langen Drehtagen hinter der Kamera standen. Technische Unterstützung und Ausrüstung steuerte DI Peter Werlberger vom Kulturservice Tirol bei, der auch beim Filmschnitt mithalf. Die Eigenproduktion der Jugendlichen schaffte es bereits beim Media Literacy Award in Wien unter 519 Teilnehmer-Beiträgen in die 45 präsentierten und wurde zum Video- und Filmfestival WienXtra nominiert.

Große Themenbandbreite beim klassischen Kurzfilm

Mit einem Einblick in Chinas junge Musikszene startete die klassische Kurzfilmnacht am 1. November 2019. „On a journey with Da Bang“ betitelte Regisseur Marc Eyrich seine professionelle Doku über die Rockband Da Bang, die sich kritisch mit der Kehrseite des Wirtschaftswachstums und Kapitalismus in China – der Umweltzerstörung auseinandersetzt und mit ihren Songs seit 10 Jahren durchs Land tourt.

Der Animationsfilm „Like and Follow“ in der Regie von Tobias Schlage & Bernet Forrest griff das Thema neue digitale Medien ebenso auf wie der Kurzfilm „Tranquility“ in der Regie von Alexander Müller, Student an der Macromedia Hochschule in München, in dem mithilfe digitaler Hiilfe Erinnerungen aufgerufen und dann gelöscht oder gespeichert werden.

Beeindruckend umgesetzt hat die Journalistin Uli Jürgens ihren schwarz-weiß-Animationsfilm im Stil der Stummfilmzeit über die österreichische Filmpionierin Louise Kolm/Fleck mit dem Filmtitel „Louise“ (https://www.ulijuergens.at/home/filme/louise/). Ebenfalls in schwarz-weiß beeindruckte der Horrorfilm „Incubus“ in der Regie von Detlev Halwax, in dem eine Geisterbeschwörung im Kreise Jugendlicher aus dem Ruder läuft.

„Horuck –Altes zu neuem Bewegen“ in der Regie von Bert Walser dokumentiert den sozial-ökonomischen Betrieb Horuck in Innsbruck, der sehr erfolgreich einen Indoor-Flohmarkt betreibt. Faszinierende Bilderwelten in grandioser Natur mit einem fesselnden Darsteller vereint der Kurzfilm „Prana“ in der Regie von Che – seine Message lautet „Love (is in) our Nature“. Natur – Klettern – Berg – nach diesem Erfolgsrezept funktionierte auch der Publikumssieger „Die Jagd nach dem Moment“, in dem der Tiroler Filmemacher Stephan Madersbacher seine Lebensphilosophie auf die Leinwand bringt.

Ins absurde Genre entführte Johannes Buchholz mit seinem Kurzfilm „Gezeichnet“, in dem für einen Maler Bilder lebendig werden. Mithilfe künstlicher Intelligenz und synthetischer Stimmen erstellten Dominik Downarowicz & Andreas Reisenbauer ihren Clip „Dream X“, der die Frage aufwirft, wem unsere Träume in Zeiten weltumspannender digitaler Vernetzung und Durchdringung aller Lebensbereiche gehören.