Ein Grab für „unbekannte Wanderer“

Was passiert nach dem Tod mit Menschen ohne Angehörige oder jenen, die sich eine Grabstätte nicht leisten können? Die Stadtgemeinde Wörgl hält als Ruhestätte für die Asche jener Verstorbenen ein Sammelgrab bereit, das jahrelang ein unbeachtetes Dasein gleich links neben dem Haupteingang des Friedhofes im „Waldfriedhof“ in einer überdachten Wandgrab-Nische fristete und nun auf Initiative von Stadträtin Elisabeth Werlberger mit Unterstützung der Pfarre vom Wörgler Künstler Hans-Peter Gruber neu gestaltet wurde.

„Die Bezeichnung namenloses Grab ist der falsche Ausdruck. Jeder Mensch hatte einen Namen“, erklärt Gruber anlässlich der Präsentation der Neugestaltung. Jetzt ist das Grab Nr. 26 „Den unbekannten Wanderern“ gewidmet und wendet sich damit auch an die lebenden Friedhofsbesucher. Das österliche Motiv auf dem Denkmalbild soll „an die Auferstehung erinnern und Hoffnung geben“, so Gruber.

Bei der Umsetzung half der städtische Bauhof – mit dem Aushub des 1,7 Meter tiefen Grabes mit einem Durchmesser von 70 Zentimeter (die Bodeneinlassung ist durch einen Blumentrog verdeckt), der Renovierung der Wandnische und dem Verlegen der Pflastersteine am Boden. Ein Bodenbelag mit Wiederkennungswert: „Das sind die gleichen Pflastersteine wie in der Begegnungszone“, bestätigt Elisabeth Werlberger.

Zur „Begegnungszone“ wurde die Grabstätte schon während der Bauzeit, wie Hans-Peter Gruber erfahren hat. Dass es dieses Sammelgrab gibt, kam vielen Friedhofsbesuchern erst durch die Bautätigkeit ins Bewusstsein: „Ich wurde oft angesprochen. Und Leute haben selbst in Betracht gezogen, hier beerdigt zu werden“, berichtet Gruber von solchen Begegnungen.

„Das Sammelgrab ist auch für jene, die sich ein Grab nicht leisten können“, erklärt Werlberger. Die Beerdigung selbst erfolgt ohne religiösen Ritus durch Friedhofsmitarbeiter. „Das Grab fällt in die Zuständigkeit der Stadt“, erklärt Pfarrprovisor Christian Hauser, dem die würdevolle letzte Ruhestätte für alle ein Anliegen ist.

Um das Dunkel in der überdachten Wandnische aufzuhellen, erhielt das „Grab der unbekannten Wanderer“ eine mit Bewegungsmelder aktivierte Beleuchtung sowie zwei Laternen für Kerzen und einen Erklärungstext, verfasst vom Künstler: „Die Ehrfurcht vor dem Leben veranlasst politische und religiöse Gemeinden, jedem Wanderer und jeder Wanderin auf dieser Erde einen menschenwürdigen Abschied zu bereiten… Auch die anonymen Toten brauchen Heimat, Frieden, Liebe.“