Permalife – Landwirtschaft plus

Landwirtschaft, die nicht den Boden ausbeutet und auslaugt, sondern Humus aufbaut und permanente Naturkreisläufe unterstützt – diesem Thema widmete sich ein Film- und Diskussionsabend am 7. Februar 2023 auf Einladung des Unterguggenberger Institutes im Tagungshaus Wörgl. Nach der inspirierenden Doku „Unsere große kleine Farm“ mit Akteuren aus Kalifornien stellte der Angerberger Andreas Bramböck sein Permalife-Projekt vor, mit dem er einen positiven Beitrag zum Wandel in der Landwirtschaft leisten will.

Vergleichbar sind die beiden Bauernhöfe keinesfalls in der Größe, wohl aber in der Absicht, anders mit dem Bodenleben und dem gesamten Ökosystem umzugehen. Ihrem Hund zuliebe ziehen Molly und John Chester aus der Stadt aufs Land und starten mithilfe von Freunden und Verwandten ihr Farm-Projekt, das sie vor ungeahnte Herausforderungen stellt. Was bei uns ein Großbetrieb, ist in den USA eine kleine Farm: 80 Hektar verdorrtes Land mit aufgegebenem Zitronen- und Avocado-Anbau. Der Boden tot, steinhart – und die Beiden hatten keine Ahnung, wie sie ihre wichtigste Ressource wiederbeleben sollten. Bis sie der Ökoaktivist Alan York mit Permakultur ihrem Ziel, natürliche Ökosysteme nachzuahmen, grundlegend näher brachte. Und das bedeutete zunächst einmal, in die hügelige Bodenstruktur einzugreifen – das ausgetrocknete Wasserbecken wieder anlegen, die Hügel so terrassieren, dass Regenwasser nicht gleich abfließt, um so besser mit immer häufigeren Dürreperioden fertig zu werden. Die Bodenaufbereitung startete mit einer eigenen Wurmfarm und jeder Menge Kompost.

Erst nach Monaten konnte ans Anpflanzen und das Ansiedeln der Tiere – von Rindern über Schweine und Schafe bis hin zu Enten und Hühnern – gedacht werden. John Chester, von Beruf Kameramann, dokumentierte Erfolge und Rückschläge, die sich dann im Lauf der ersten sieben, acht Jahre einstellten. Einwandernde Wildtiere erwiesen sich als Schädlinge ebenso wie als Nützlinge. Kojoten, Erdhörnchen, Stare und Schnecken werden zu richtigen Plagen. Es braucht viel Geduld und Einfühlungsvermögen, um das Ökosystem ins Gleichgewicht zu bringen.

Permalife – seit einem Jahr am Angerberg

Wesentlich jünger, aber nicht weniger ambitioniert ist das Permalife-Projekt am Angerberg, das vor einem Jahr auf Vereinsbasis von Andreas Bramböck ins Leben gerufen wurde. Der junge Mechatroniker, aufgewachsen am elterlichen Bauernhof, kam über seinen Anspruch an die Lebensmittelqualität auf den Eigenanbau: „Bio-Richtlinien besagen nicht, dass chemische Mittel komplett verboten sind – da wird nur weniger davon verwendet“, erfuhr der engagierte Neo-Landwirt, der gemeinsam mit seinem Team am elterlichen, insgesamt 3 Hektar großen Hof 2022 eine Gartenfläche von rund 1.000 Quadratmeter sowie 40 Obst- und Nussbäume anpflanzte. Heuer sollen es 2.500 Quadratmeter Garten werden.

„Unser Verein Permalife ist ein Forschungsinstitut für permanente Naturkreisläufe, der sich der Nutzpflanzenerhaltung, Forschung und Samenpflege verschrieben hat“, erklärt Bramböck. Beim Aufbau „permanent sich selbst erhaltender Kreisläufe“ helfen ihm 10 bis 12 Bienenstöcke, 40-50 Hühner und Pferdemist. Große Maschinen gibt´s nicht, dafür „sehr viel Handarbeit!“, bei der rund fünf Aktive aus dem insgesamt 35 Mitglieder zählenden Verein auch vor Ort mit anpacken.

„Die Natur funktioniert unter unseren Füßen. Das Wichtigste ist der Boden und seine Mikroorganismen und Pilze“, ist Bramböck überzeugt und startete den Humusaufbau in seinen Beeten mit angelieferter Komposterde. Den Setzlingen gab er Pilzsporen mit in den Boden. Das Pilzmyzel vergrößert die Oberfläche der Pflanzenwurzeln, hilft damit bei Wasser- und Nährstoffaufnahme. Für die Pflanzenanzucht wird Saatgut der Arche Noah sowie von Reinsaat verwendet. „Das können wir selbst gut weitervermehren“, sieht Bramböck als klaren Vorteil.

Der Start mit gesundem Boden bewährte sich – sonst verbreitete Plagen stellten sich bislang nicht ein. Weder Schnecken noch ausufernde andere Schädlinge. Mehr als mit der Natur kämpfte das Team mit bürokratischen Hürden – doch die sind jetzt zunächst einmal auch gemeistert. Gemüse der Saison, Eier und seit kurzem auch selbst gebackenes Brot wird im eigenen Hofladen verkauft. Und Andreas Bramböck, der sich sein Wissen aus Büchern und dem Internet angeeignet hat, ist mit dem Output seines Permalife-Gartens im ersten Jahr sehr zufrieden: „Der Ertrag bei uns ist das 40fache pro Quadratmeter im Vergleich dazu, was die normale Landwirtschaft hergibt. Und für unseren Körper und Organismus sind diese Produkte viel wertvoller. Wir bekommen eine Unabhängigkeit, die man mit Geld nicht kaufen kann.“

Nachahmer sind übrigens erwünscht! 2023 soll´s auch Workshops und Tage der offenen Gartentür geben. Infos dazu verlautbart das Permalife-Team via social media auf instagram und facebook. Frisch gebackenes Holzofenbrot gibt´s auf Vorbestellung jeweils mittwochs, freitags und sonntags ab 13 Uhr abholbereit in Embach 124 in Angerberg, telefonische Bestellung unter 0660 1475799 möglich. Das Team freut sich auch über neue unterstützende Vereinsmitglieder, Jahresbeitrag 40 Euro.