Viel vorgenommen hat sich Regisseur Gerhard Salchner bei der heurigen Herbst-Produktion der Gaststubenbühne Wörgl und bringt im Astnersaal mit dem Komödien-Klassiker „Der eingebildet Kranke“ von Molière einen höchst vergnüglichen Theaterabend auf die Bühne. Ein spielfreudiges Ensemble entführt mit rasantem Tempo in schillernden Kostümen in die Welt des 17. Jahrhunderts und erntete beim Premierenpublikum am 24. Oktober 2020 tosenden Applaus.
Ach, wäre doch nur jeder Kranke so zu kurieren wie Moliéres eingebildet Kranker Argan, brillant verkörpert von Thomas Kraft – in seinem Selbstmitleid badend und andererseits den ganzen Haushalt tyrannisierend steht er im Mittelpunkt des Lustspiels, mit dem der französische Komödienautor die Praktiken der Ärzteschaft und ihre zweifelhaften Heilmethoden anprangert. Warum auch die Geldquelle kurieren, an der Ärzte und Apotheker verdienen? Die Kosten bringen den Hypochonder auf die Idee, die ältere seiner beiden Töchter Angélique (Sophia Etzelstorfer) mit dem Jungarzt Thomas (Christian Widauer) zu verheiraten. Doch die hat sich schon in einen anderen (Patrick Haller) verliebt und findet eine Fürsprecherin in Herzensangelegenheiten im resoluten Dienstmädchen Toinette, hinreißend gespielt von Susanne Vikoler, die ihr Talent auch am Klavier und als verrückter Doktor mit französischem Akzent beweist. Sie zweifelt Argans Krankheiten ebenso an wie sein Bruder Béralde (Othmar Haller), der nichts von der Medizin hält und verhindern will, dass Argan die widerspenstige Tochter ins Kloster stecken will, wenn sie nicht den Arzt heiratet. Das käme Argans hinterlistigen zweiten Ehefrau Béline (wunderbar affektiert dargestellt von Birgit Hermann-Kraft) gerade recht – denn sie ist aufs Erbe aus und hat schon den Notar (Manfred Seeber) ins Haus geholt. Marionettenhaft fügt sich Carmen Bichler als jüngere Tochter dem Willen ihres Vaters, ihre Schwester zu bespitzeln.
Um dem eingebildet Kranken Elixiere und Klistiere zur vermeintlichen Heilung zu verabreichen und mit Androhung weiterer Krankheiten bei Geberlaune zu halten, marschieren als Apotheker Priska Mey, als geplanter Doktor-Schiegervater Georg Feichtner und als Argans Arzt Dr. Purgon Anna Etzelstorfer auf. Schließlich gelingt es der frechen Toinette, dem arzthörigen Hausherrn mit einer List die Augen zu öffnen und damit auch dem Liebespaar ein Happy End zu bescheren.
Regisseur Gerhard Salchner gelingt es mit viel Fingerspitzengefühl, die Kunst der Übertreibung mit Witz und Charme zu inszenieren und gut dosiert Licht-Effekte in die Dramaturgie einzubinden – wobei ein Sonderapplaus Kostümschneiderin Kathrin Abd Elrazk und Regieassistentin Nadine Sophie Hafner für die Maske gebührt.
Das mitreißend agierende Ensemble ließ Corona-bedingten „Stimmungskillern“ wie Reduktion der Sitzplätze auf maximal 49, Platzzuweisung, Maskentragen auch während der Vorstellung und kein Ausschank keine Chance. Weitere vergnügliche Theaterabende stehen am 30. und 31. Oktober, am 5., 7., 8., 13., 14., 15., 19., 20. und 21. November 2020 am Spielplan, wochentags Beginn um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Karten sind ausschließlich im Vorverkauf erhältlich, Online-Reservierung unter www.gsbw.net Bitte eventuelle Änderungen aufgrund des Pandemie-Verlaufes beachten und nicht vergessen: Lachen ist gesund!
- Das Covid19-Präventionskonzept beginnt schon bei Kartenverkauf und Einlass – Online-Reservierung mit Sofortzahlung erforderlich, Sitzplätze werden zugeteilt, wobei hier das gesamte Team der Gaststubenbühne Wörgl mithilft. Im Bild am Premierenabend v.l. Gerhard Salchner, Eva Maria Bodner, Obmann Stuart Kugler, Kathrin Abd Elrazk, Jasmin Aydin.
- Priska Mey als Apotheker und Thomas Kraft als Argan.
- Verliebte Tochter Angélique – Sophia Etzelstorfer, als Toinette Susanne Vikoler und Argan Thomas Kraft.
- Das resolute, gewitzte Dienstmädchen Toinette (Susanne Vikoler) und der eingebildet Kranke Argan (Thomas Kraft).
- Mehr ums Erbe als um die Gesundheit Argans sorgt sich die durchtriebene Gattin (Birgit Hermann-Kraft), die den Notar (Manfred Seeber) ins Haus holt.
- Argan steht dem Glück seiner Tochter im Weg…
- Das Liebeswerben des vom Schwiegervater erkorenen Bräutigams stößt auf keine Gegenliebe bei Angélique.
- Eine medizinische Schrift als Brautwerbung – das gefällt dem Vater, aber nicht der Tochter.
- Halten um die Hand der Patiententochter an: Christian Widauer als Thomas Diafoirus (links) mit Vater Georg Feichtner.
- Kann eine aus dem Stegreif vorgetragene Oper dem Liebespaar helfen? Schließlich ist „mit Gewalt keine Liebe zu erringen“…
- Wer hegt hier lautere Absichten? Argan umworben von Tochter und Ehefrau – v.l. Sophia Etzelstorfer, Thomas Kraft und Birgit Hermann-Kraft.
- Eheleben auf der Bühne – mal ganz anders als privat für die beiden Darsteller Thomas Kraft und Birgit Hermann-Kraft.
- Liefert sich ärztlichen Ratschlägen willenlos aus: Argan, hier untersucht von den beiden Ärzten Diafoirus.
- Schillernde Kostüme lassen die Produktion auch zu einem Fest für die Augen werden – hier im Bild Argan mit seiner jüngeren Tochter, dargestellt von Carmen Bichler.
- Argans (Thomas Kraft) Bruder Béralde (Othmar Haller) glaubt nicht an die Medizin: „Der Arzt befördert dich mit besten Absichten ins Jenseits.“ Er denkt, dass „die meisten nicht an Krankheiten sterben, sondern an Medikamenten“.
- Furchteinflößend – der Auftritt von Argans Arzt Dr. Purgon, dargestellt von Anna Etzelstorfer.
- Zeigt ihr vielseitiges Darsteller-Repertoire: Susanne Vikoler als Toinette und überdrehter durchreisender Arzt, der Argan (Thomas Kraft) die kuriosesten Therapie-Vorschläge unterbreitet.
- Was wär ein Lustspiel ohne Happy End?
- Tosender Premierenapplaus für die Gaststubenbühne Wörgl für „Der eingebildet Kranke“ – das Stück ist noch bis 21.11.2020 zu sehen.
- Viel Applaus auch für Kostümbildnerin Kathrin Abd Elrazk (orange Robe) sowie das gesamte Team hinter den Kulissen – darunter Nadine Sophie Hafner, Hans Krail, Regisseur Gerhard und Andrea Salchner, Dominic Kainzner, Dominik Auer, Christina Sieberer, Ines Entleitner, Jürgen Chmela-Heiss und Stuart Kugler.
- Premiere in Zeiten der Covid19-Pandemie – ein eigenes Präventionskonzept soll Theater-Spaß mit notwendiger Sicherheit verbinden.