Eine „schwere Geburt“, die am 18. Februar 2021 mit einem einstimmigen Allparteien-Antrag und einstimmigem Gemeinderatsbeschluss endete: Die Stadtgemeinde Wörgl wird eine Volksbefragung über die Zukunft der Wörgler Wasserwelt WAVE abhalten. Gefeilt wurde in zähem Ringen um die Formulierung der Fragestellung. Einstimmig war auch der Beschluss, dem WAVE bis zu einer Million Euro zur Sicherung der Liquidität bis August 2021 zur Verfügung zu stellen, da dieses Geld vor allem für Personalkosten wie auch für Rückvergütungen von Jahres- und Wertkarten sowie laufende Kosten benötigt werde. Der Antrag auf Schließung des Erlebnisbades wurde von der Tagesordnung abgesetzt, um auf das Ergebnis der Volksbefragung zu warten.
Erstmals konnte die Gemeinderatsitzung via Live-Stream im Internet verfolgt werden, was rund 650 bis 1.000 Interessierte vor den Bildschirmen auch taten. Bis Freitag früh zählte man rund 3.500 Zugriffe auf den Stream. So erlebten sie auch live die Aussagen des Gutachters Dipl. Ing. Johannes Schmidt betreffend den Zustand der Bausubstanz und der technischen Einrichtung, der sich auf das von ihm 2008 erstellte Gutachten bezog.
Die einfache Frage „Soll die Wörgler Wasserwelt in Zukunft erhalten bleiben?“ reiche nicht, da kein Bedeckungsvorschlag enthalten sei. Darauf habe man die Antragsteller bereits am 8. Februar hingewiesen. „Dieser Antrag muss wegen eines Formmangels abgewiesen werden“, teilte Bürgermeisterin Hedi Wechner mit, worauf STR Ing. Emil Dander eine Alternativ-Formulierung in Form eines Dringlichkeitsantrages der Liste Hedi Wechner und der Freiheitlichen Wörgler Liste einbrachte, der es mit einstimmigen Beschluss in die Tagesordnung schaffte. Dessen Fragestellung „Soll die Wörgler Wasserwelt saniert werden und sich die Stadtgemeinde Wörgl durch die Aufnahme eines Bankkredites dafür erheblich neuverschulden?“ wurde von der Opposition aber als manipulativ und suggestiv abgelehnt. Gemeinderat Michael Riedhart von der Jungen Wörgler Liste schlug die Formulierung „Soll die Wörgler Wasserwelt WAVE erhalten bleiben und der Betrieb mit Umlandgemeinden und dem Land nachhaltig abgesichert werden?“ vor, was keine Mehrheit fand. Die Fraktionsführer einigten sich in einer Sitzungsunterbrechung schließlich auf die Variante: „Soll die Wörgler Wasserwelt saniert werden und die Kosten der Stadtgemeinde Wörgl durch Aufnahme eines zusätzlichen Bankkredites finanziert werden?“
Nachdem die Prüfung der Gültigkeit der Unterschriften bereits am 18. Februar 2021 nachmittags im Amt erfolgte und damit die nötige Stimmenanzahl Wahlberechtigter zur Abhaltung der Volksbefragung erreicht wurde, wird diese nun in den nächsten 8 Wochen auf den Weg gebracht. Wann die Bevölkerung zum Urnengang gebeten wird, stand bei der Gemeinderatsitzung noch nicht fest.
Das Ergebnis einer Volksbefragung hat für den Gemeinderat keine bindende Wirkung. Bürgermeisterin Hedi Wechner erklärte, dass für sie das Resultat dann bindend sei, „wenn 70 % der Wahlberechtigten teilnehmen und sich die Hälfte davon für den Erhalt des WAVE entscheidet“. Da eine derart hohe Wahlbeteiligung bei Wahlen in den vergangenen Jahren nicht erreicht wurde, übte die Opposition Kritik an dieser Vorgabe.
In welchem Zustand ist das Erlebnisbad tatsächlich?
Soweit das Resultat der geschichtsträchtigen Gemeinderatsitzung, in der der Architekt und Gerichtssachverständige DI Johannes Schmidt seine Expertise dem Gremium erläuterte. Er wurde 2007 als Gutachter bestellt – zwei Jahre nach dem Hochwasser 2005, das ins WAVE eindrang und große Schäden verursachte. Diese waren es allerdings nicht der Grund fürs Gutachten – sondern „massive Baumängel und Konstruktionsfehler“. Was folgte, war ein Gerichtsprozess gegen Baufirma und Planer, zu dem Schmidt das notwendige Expertengutachten zur Beweissicherung erstellte. „Das Gutachten Ende 2008 wies einen Mängelkatalog mit 334 Seiten und 250 Seiten Gutachten auf. Mit außerordentlich vielen und schweren Mängeln, die das WAVE heute noch beschäftigen“, so Schmidt, der sich nicht „als Gutachter einer Gruppierung“ sieht, sondern als neutral und beeideter Amtssachverständiger.
Die Sanierung nach dem Hochwasser „war ein Glück!“, so Schmidt, da dabei Mängel von vorher saniert werden konnten. Aber eben nicht alle. „Ursache der massiven Mängel war ein unfähiges Planungsteam“, so Schmidt. So habe man auf eine dichte Bodenplatte im Grundwasser verzichtet, weshalb immer wieder Wasser eindringe – was der schlimmste Fehler gewesen sei. Was den heutigen Stand betrifft, geht Schmidt davon aus, dass die Lebensdauer solcher Bäder nicht länger als 20 Jahre betrage und dementsprechend eine Erneuerung technischer Anlagen erforderlich sei.
Was den aktuellen Zustand betrifft, berief sich Schmidt auf ein 200seitiges Gutachten von Detlef Hüßing aus dem Jahr 2019. Was er da liest, bezeichnet er als „ziemlich schauerlich“ und listet auf: mangelhafte Dachbelüftung, erforderliche Teilsanierung der Dachfläche, Korrosionsschäden durch Kondenswasser und Schwimmbadchemikalien an Beton, Glas und Aluminiumbauteilen, Schimmel und Fäule bei Holz, Probleme beim Wärmedämmverbundsystem – der Putz löse sich, 30 % des Putzes und 80 % des Anstriches müssten erneuert werden. Unzureichende Wärmedämmung – Wasser tropfe auf die Badegäste. Das Glasdach sei zu ersetzen, Schwimmbecken sind undicht, Verschraubungen lösen sich (teilweise nicht sanierbar, da man nicht hinkomme). Weiters defekte Beleuchtung, Boden- und Fliesenschäden, schadhafte Fluchttüren. Sein Fazit: „Die Nutzungsdauer ist erreicht. Ausstattung und Einrichtung sind defekt, die Haustechnik komplett am Ende.“
Daraus folgert Schmidt die Kosten für die Verlängerung der Lebensdauer und leitet sie von den Errichtungskosten ab: „2002 wurden 17,5 Millionen Euro Errichtungskosten kalkuliert – das entspricht heute bei Berücksichtigung des Bau-Index 29,5 Millionen Euro. 37 % der Baukosten betreffen die Haustechnik (inkl. EDV und Schwimmbadtechnik), die zu erneuern 11 Millionen Euro ausmachen würde“, so der Gutachter. Demzufolge reiche die Kostenangabe von 7 bis 9,5 Millionen Euro für die nächsten 20 Jahre nicht aus. „Nochmal 20 Jahre – das wäre die Hälfte der Neubaukosten“, meint Schmidt.
„Bei diesem Schwimmbad ist schon in den Anfängen viel völlig daneben gegangen. Aus meiner Sicht und Erfahrung rate ich, auf weitere teure und zeitaufwändige Expertisen zu verzichten“, so Schmidt, der sich auf irreparable Schäden wie korrodierenden Beton beruft. Aufgrund der Planungsfehler sei auch keine Barrierefreiheit herzustellen. „Es ist besser, das Geld in die Projektentwicklung für ein neues Regionalbad zu stecken“, so Schmidt – damit die Lücke ohne Badebetrieb für Bevölkerung und Tourismus nicht zu lang wäre. Er würde „nicht auf ein totes Pferd setzen und dann feststellen, dass man so viel Geld versenkt hat“.
DI Johannes Schmidt stand dem Gemeinderat nach seinen Ausführungen auch für Fragen zur Verfügung. Die erste stellte GR Riedhart: „Sind Sie Architekt für Regionalbäder?“ Schmidt räumte ein, bereits Schwimmbäder geplant zu haben, „aber kein Regionalbad“. „Wie lange kann die Wasserwelt noch ohne Reparaturen betrieben werden? Sind noch 2 Jahre möglich?“ wollte Kayahan Kaya von der ÖVP Bürgerliste wissen. „Ein Betrieb auf Sicht ist die teuerste Lösung – da kann immer wieder ad hoc viel Geld nötig sein“, so Schmidt.
GR Dr. Andreas Taxacher vom Team Wörgl fragte nach, wann Schmidt – der von der Stadtamtsdirektion hinzugezogen wurde – das letzte Mal im WAVE vor Ort war. „2010“, teilte dieser mit. Der Gerichtsprozess damals endete mit einem Vergleich mit der Baufirma, der Generalplaner ging in Konkurs, der Gerichtsakt ist erledigt. „Sind Ihnen die Sanierungsmaßnahmen nach dem Hochwasser bekannt?“ bohrte Taxacher nach. Schmidt räumte ein, diese zu kennen, nicht aber weitere Erhaltungsmaßnahmen. Bei seinen Aussagen stütze er sich auf das Hüßing-Gutachten und darin enthaltene Fotos.
„Seit 2010 wurden laufend Instandsetzungen vorgenommen, wofür jährlich zwischen 150.000 und 200.000 Euro aufgewendet wurden“, erklärte Taxacher. Durch die Sanierung seien viele Baumängel behoben worden. 18 Jahre Betrieb hätten gezeigt, dass das Problem der dichten Wanne den Betrieb nicht beeinflusst habe – das wenige eindringende Wasser sei mit einer Hebeanlage entfernt worden.
Schmidt räumte ein, dass ohne laufende Erhaltungsmaßnahmen das Bad nicht zu führen sei, aber: „Das Problem ist, dass jetzt die Nutzungsdauer zu Ende ist.“ Das sei nicht unüblich. Wolle man diese aufs doppelte verlängern, seien viele Investitionen nötig, die „wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen sind“.
„Ich gehe nicht davon aus, dass sich die Bausubstanz verbessert hat“, erklärte Bgm. Hedi Wechner. Sie habe bei Durchsicht des Vorgutachtens von Hüßing 2019 „die Händer über dem Kopf zusammengeschlagen“. Notwendige kosten im Millionenbereich, ausschließlich für die Sanierung des Bestandes, ohne Attraktivierung. „Ich bin nicht gegen das Wave, aber gegen die finanzielle Verausgabung der Stadt“, so Wechner im Gemeinderat. Was das vom Gemeinderat im Februar 2020 beschlossene und bis heute nicht vorliegende Gutachten betrifft, erklärte Wechner, dass für die Beurteilung der Badewassertechnik kein Gutachter zu finden war und für den Bereich Architektur ein deutscher Gutachter beauftragt wurde, dieser aber aufgrund der Covid-Pandemie nicht gekommen sei.
„Ich bin überzeugt, dass die Bausubstanz nicht so schlecht ist“, erklärte Taxacher und wollte eine Auflistung, was die nächsten 20 Jahre kommen könne. „Das ist ein Irrtum“, so Schmidt. 7 bis 9,5 Millionen Euro seien zu wenig. Es brauche eine Kernsanierung, die bedeutend teurer sei. Taxacher plädierte dafür, „als handwerklich denkender Mensch aufzumachen und reinzuschauen, was zu tun ist.“ „Wir haben schon ein Loch gemacht – bei der Wellenbadsanierung“, erklärte Bgm. Wechner und wies auf die teuren Folgen hin. Die Wellenbadsanierung kostete statt der veranschlagten 410.000 Euro dann 551.000 Euro, weil man draufkam, dass 140 Quadratmeter Uferbereich auch noch zu sanieren waren. „Wann immer wir ein Loch auftun, wird ein zweites nötig“, so Wechner, die „nicht soviel Geld in ein marodes Werkl“ stecken will.
Neues Regionalbad?
Wechners Schlussfolgerung, die auch bei der Videokonferenz am 16.2.2021 mit LH-Stv. Josef Geisler thematisiert wurde: Besser ein neues Regionalbad ins Auge fassen, für das dann nicht nur die Wörgler zahlen. „Die Hauptbesucher im Wave sind nicht die Wörgler, sondern Touristen und das Umland“, so Wechner.
Der Vorschlag für ein neues Regionalbad werfe ein anderes Licht auf den Schließungsbeschluss, meinte Grün-GR DI Catarina Becherstorfer und fragte, „wie lange kann man noch durchfretten?“ Sonst nehme man der Region ein Sport- und Freizeitbad. „Wenn konkrete Pläne für ein Regionalbad unter Beteiligung von Land und Gemeinden bestehen, wären das ganz andere Voraussetzungen für die Schließung“, so Becherstorfer. Bgm. Hedi WEchner teilte mit, dass sie sich im Planungsverband 29 ebenso wie bei der nächsten Bürgermeisterkonferenz auf Bezirksebene für den Neubau eines Regionalbades aussprechen werde. Wie lange ein Badebetrieb noch aufrecht erhalten werden kann, wagte DI Schmidt nicht vorherzusagen: „Die technischen Bauteile haben ihr Lebensende erreicht. Einfach weitermachen birgt ein hohes Risiko.“ Jedenfalls würden die nötigen Erhaltungskosten steigen. Ein „von Tag zu Tag“-Betrieb sei die teuerste Lösung.
„Wenn soviel renoviert wurde, warum bestanden dann 2019 so viele Mängel?“ fragte FWL-Vizebgm. Mario Wiechenthaler. Das Engagement der Wörgler ÖVP fürs WAVE sehe er im Hinblick auf den Gemeinderatswahlkampf (2022 wird gewählt). Und spielte auf die politischen Verhältnisse bei der WAVE-Errichtung an: „Die ÖVP hat uns dieses Desaster beschert“.
„Ich habe keinen Anlass für politisches Kleingeld. Ich verlasse den Gemeinderat in einem Jahr und freu mich schon drauf“, konterte Taxacher und betonte, dass es ihm „um die Erhaltung des WAVE geht“. „Da geht´s nicht um politisches Kleingeld, sondern um Lebensqualität in Wörgl“, so Riedhart, der meinte, man könne auch aus dem Wave dieses Regionalbad machen. „Geisler war von den Mängeln nicht begeistert“, erwiderte Wechner.
„Wie lange würde die Projektentwicklung für ein Regionalbad dauern?“ fragte STR Ing. Emil Dander. Mit Vorlauf-, Planungs- und zweijähriger Bauphase rechnet Schmidt mit einer Umsetzungsdauer von vier bis fünf Jahren. Angesichts dieses langen Zeitraumes ohne Bad fragte GR Hubert Mosser, ob beim WAVE Gefahr in Verzug sei oder ob das Bad zur Überbrückung noch länger geöffnet bleiben könne. „Das ist eine Art Lotterie“, so Schmidt. Absturzgefährdete Fassadenteile müssten entsprechend gesichert werden. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass größere Mängel auftreten, räumte WAVE-Geschäftsführer Andreas Ramsauer ein.
Dem Argument von Vizebgm. Hubert Aufschnaiter, dass das WAVE 2018 und 2019 so gut wie keine Abgänge verzeichnete, hielt Bgm. Wechner entgegen, dass keine Rücklagen für die Sanierung gebildet wurden.
Kostenvergleich Neubau kontra Sanierung
Einen Kostenvergleich stellte GR Dr. Taxacher an. Wenn ein Neubau 30 Millionen Euro koste, habe man wieder für 20 Jahre ein Bad. Würden also 16 Millionen Euro reichen, dass das WAVE noch 20 Jahre steht? „Projekte dieser Größenordnung kosten 35 bis 50 Millionen Euro“, erklärte Schmidt, der ein großes Fragezeichen bei den Sanierungskosten sieht. Klar ist für Bgm. Hedi Wechner, dass Wörgl bei der Sanierung immer schlechter abschneide: „Wenn wir das WAVE um 16 Millionen Euro sanieren, investieren das wir Wörgler. Bei einem 30 Millionen teuren neuen Regionalbad sind alle im Boot.“
„Das Regionalbad kann auch das sanierte WAVE sein“, meinte GR Riedhart und reklamierte, dass die Umlandgemeinden bislang keine Informationen außer einem „Zwei- oder Dreizeiler“ erhalten haben – er hätte sich Zahlen, Daten und Fakten erwartet. Was die Zahlungsbereitschaft der Umland-Bürgermeister betrifft, rief Wechner in Erinnerung, dass es schon beim Bau der Wörgler Wasserwelt 2002 diese nicht mitzahlen wollten. „Ich habe mit Bürgermeistern gesprochen, ob sie grundsätzlich bereit sind. Aber das kann so nicht funktionieren – da kommen Gegenfragen, wo Wörgl bei ihren Projekten mitzahlt“, so Wechner. Es sei unabdingbar, vorab ein O.k. für ein Regionalbad zu erhalten.
Wie geht´s weiter?
Bei einem Pressegespräch im Stadtamt nahmen Bürgermeisterin Hedi Wechner und Vizebgm. Mario Wiechenthaler am 19. Februar 2021 nochmals Stellung zur Causa WAVE. Mit der Volksbefragung wolle man „dem Willen der Wörgler Rechnung tragen“, so Wechner, die neuerlich betont: „Es geht nicht gegen das WAVE, sondern um die finanzielle Handlungsfreiheit der Stadt in Zukunft.“ Der Neubau von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen stehe an – „das muss eine Kommune“. Hinsichtlich der finanziellen Unterstützung des Erlebnisbades sei die „Fahnenstange jetzt erreicht“.
Hinter der 70%-Hürde hinsichtlich der Beteiligung bei der Volksbefragung steht auch Vizebgm. Mario Wiechenthaler: „Bei zwei Millionen Euro freien Finanzrahmen jährlich tut jede Million für ein Bad der Region weh – erst kommt unsere eigene Infrastruktur. Deshalb ist es wichtig, dass ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung bei der Volksbefragung entscheidet.“ Wechner: „Die 70 % sind verbindlich und bindend – es geht auch um eine äußerst weitreichende und schwerwiegende Entscheidung.“ Schließlich würden 100 % der Wörgler dafür bezahlen, dass 27 % das Bad nützen.
Sie werde in den nächsten Tagen auf die finanzielle Belastung durch die WAVE-Sanierung hinweisen, wobei mehrere Varianten zur Auswahl stünden – darunter auch die die Weiterführung ohne Sportbecken. Dieses verursache jährlich einen Abgang von 290.000 Euro, der aus Erlösen aus dem Erlebnisbad- und Sauna-Bereich gespeist werde. Ein Dilemma sieht Wechner in einem finanziellen Interessenskonflikt: Die Eintrittspreise müssten eigentlich höher sein – da aber die Gemeinde und nicht eine private Gesellschaft Betreiber ist, werden günstige Tarife erwartet und wurden von den Vereinen auch gefordert. Rücklagen für eine Sanierung waren auch deshalb nie Thema.
Regionalbad – oder Freibad…
Die Idee, ein neues Regionalbad zu bauen, bringt Bgm. Hedi Wechner bei der nächsten Bürgermeisterkonferenz im Bezirk ein. Eine Planung werde dann gemeinsam mit dem Land und dem Tourismusverband angestrebt. Wörgl würde sich an diesem Regionalbad beteiligen – aber nicht die Hauptlast tragen. Komme das nicht zustande, sei bei Schließung des WAVE die Errichtung eines Freibades in Wörgl angedacht.
Die Idee des Regionalbades habe der Gutachter DI Johannes Schmidt ins Spiel gebracht, teilte Wiechenthaler mit, der ebenfalls „die Errichtung eines kleinen Schwimmbades wie früher“ unterstütze. Das gäbe es aber frühestens in drei Jahren, so Wechner.
Wiechenthaler hält „weitere Investitionen ins Wave als nicht zumutbar“ und will „das Land und andere Gemeinden nicht ins offene Messer laufen lassen. Das wäre unseriös. Da ist es besser, neu zu bauen.“
Angesichts der 2019 im Gutachten festgestellten Mängel stellt sich die Frage, weshalb nicht früher die Notbremse gezogen und noch über eine halbe Million Euro in die Sanierung des Wellenbeckens gesteckt wurde. Dieses Vorgutachten haben 2019 bereits alle Fraktionen erhalten. „Vor dem Covid-Lockdown waren wir noch überzeugt, dass es eine Sanierung geben wird. Beim Vorgutachten war von Schließung noch keine Rede. Die Tragweite, wie weit es wirklich fehlt, hat sich erst bei weiteren Untersuchungen gezeigt. Der Auftrag zur Wellenbadsanierung erfolgte im 1. Lockdown. Wären da die vertieften Probleme schon bekannt gewesen, hätte es ihn vermutlich nicht gegeben. Wir sind draufgekommen, dass es wesentlich mehr Mängel gibt“, erklärt Wechner. Ein Lagebericht der drei WAVE-Geschäftsführer habe ergeben, „dass eine Totalsanierung unerschwinglich ist und die 9 Millionen Euro nicht zu halten sind.“
Welche Kosten entstanden und entstehen der Stadt seit 2002 durch das WAVE? „Seit Errichtung der Wörgler Wasserwelt hat die Stadt Wörgl mehr als 21,5 Millionen Euro in das Bad investiert. Wenn man zusätzliche Stützungen der Eintrittspreise und einen realen Baurechtszins (30.000 Quadratmeter Grund im Eigentum der Stadt) einrechnet, sind das bis jetzt rund 28 Millionen Euro“, rechnet Wechner vor. Für den Errichtungskredit seien noch 8 Millionen Euro aushaftend, laut Schließungsantrag müssen Darlehen in Höhe von rund 9 Millionen Euro bis 2032 zurückbezahlt werden. Der Tourismusverband habe bisher 2,43 Millionen Euro investiert.
WAVE-Schließung nach der Sommersaison
„Für die Mitarbeiter wird jetzt ein Sozialplan erarbeitet – wir werden die Leute nicht im Regen stehen lassen“, betont Wechner. Der Schließungszeitpunkt mit 31. August 2021 sei gewählt worden, um noch eine Freibad-Sommersaison im WAVE zu ermöglichen.
Sollte die Volksbefragung pro WAVE-Erhaltung ausgehen (35 % der Wörgler Wahlberechtigten müssten mit Ja stimmen), sei eine Schließung „auch dann noch möglich, wenn sich das Bad aufgrund technischer Gründe als unsanierbar erweist“, räumt Wechner ein. Wann und wie lange das WAVE nach dem aktuellen Covid-Lockdown aufsperren wird, hängt vom weiteren Pandemieverlauf ab.