WAVE: Wörgler Grüne wollen Nachdenkpause

Einen Dringlichkeitsantrag mit dem Ziel, die Entscheidung über die Schließung der Wörgler Wasserwelt WAVE zu verschieben, werden die Wörgler Grünen am 29. April 2021 im Wörgler Gemeinderat einbringen. Für eine Entscheidung fehlen Fakten – was würde eine Sanierung wirklich kosten? Welchen Anteil an der Finanzierung würden Partner wie Land, Gemeinden der Region und Tourismusverbände übernehmen?

„Das 2020 vom Gemeinderat einstimmig beschlossene Gutachten zur Sanierung liegt immer noch nicht vor. Das ist nicht in Ordnung. Wir brauchen es, um den tatsächlichen Sanierungsbedarf und die Kosten zu erheben, um dann über Beteiligungen verhandeln zu können“, erklärt Grün-Gemeinderätin DI Catarina Becherstorfer im Rahmen einer Online-Pressekonferenz der Grünen am 26. April 2021.

Unterstützung erhalten die Wörgler Grünen von der Landtagsabgeordneten Stephanie Jicha, die den demokratiepolitischen Umgang mit der Volksbefragung als „sehr bedenklich“ bezeichnet und im Hinblick auf das ausständige Gutachten meint: „Dieses Gutachten wurde vom Gemeinderat einstimmig beschlossen, dafür 100.000 Euro veranschlagt. Es liefert die Datenbasis für eine fundierte Entscheidung. Dieser Beschluss ist umzusetzen – und sonst ist der Gemeinderat wieder damit zu befassen“, so Jicha, die sowohl die Informationspolitik der Stadtführung im Vorfeld der Volksbefragung wie auch den Umgang mit dem Ergebnis des Votums kritisiert.

Jicha weist zudem einmal mehr auf die überregionale Bedeutung des Wörgler Erlebnisbades auch im Hinblick auf das Schulschwimmen hin: „Es wird eine große Herausforderungen für die Gemeinden und Schulerhalter, ohne das Wörgler Hallenbad künftig das Schulschwimmen zu organisieren.“ Jicha ortet dafür aufgrund der Pandemie sogar erhöhten Bedarf, sobald die Lockdown-Maßnahmen gelockert werden.

Götz: „Freibad-Neubau befeuert Landschaftsfraß“

Einen weiteren Aspekt bringt Wörgls Grün-GR Richard Götz in die WAVE-Diskussion ein: „Das WAVE zu schließen und stattdessen auf der grünen Wiese ein neues Bad zu bauen ist in Zeiten hohen Bodenverbrauchs sehr bedenklich – das würde den Landschaftsfraß noch weiter befeuern.“ Das WAVE-Areal biete bereits benötigte Infrastruktur – ein Neubau auf der grünen Wiese wäre im Hinblick auf die Stadtentwicklung kontraproduktiv und würde unnötig Boden versiegeln.

Als selbst engagierter Betriebsrat bezeichnet Götz die WAVE-Schließung als Arbeitsplatz-Vernichtung und stellt die Frage nach dem angekündigten Sozialplan: „Außer Gerede habe ich bisher nichts davon gesehen – es gibt keine ernst zu nehmenden Vorschläge seitens der Stadt und der Geschäftsführung.“

Iris Kahn: „FWL-Mandatare sind das Zünglein an der Waage“

„In der WAVE-Diskussion wurden viele Aspekte noch nicht beleuchtet – das braucht Zeit“, meint die Grüne Bezirkssprecherin Iris Kahn aus Wörgl, will dem Gemeinderat „eine Nachdenkpause gönnen“ und weist auf die politische Verantwortung hin: „Die Freiheitlichen sind am Donnerstag das Zünglein an der Waage.“ Wobei man sich über den Meinungsumschwung bei der FWL wundere – denn 2020 waren die FPÖ-Mandatare noch klar für eine Sanierung der Wörgler Wasserwelt.

Aus den Gemeinderatsprotokollen gehe hervor, dass bis 2020 von einer Sanierung ausgegangen wurde – und der „Gemeinderat im Vertrauen auf den Erhalt der Wörgler Wasserwelt immer wieder Geld freigegeben hat. So eine Vorgangsweise ist zu verurteilen“, meint Jicha zur jetzigen Schließung ohne Vorlage von klaren Zahlen und Fakten, die das ausständige Gutachten liefern soll. „Die bisherigen Aussagen von DI Johannes Schmidt sind kein Gutachten“, hält Götz dazu fest, der ebenfalls das politische Dilemma sieht, aber nichts von einem „knallharten Schließungskurs abseits der Fakten“ hält.

Auf einen Ausweg daraus hoffen nicht nur alle, die bei der Volksbefragung für den Erhalt der Wörgler Wasserwelt gestimmt haben – denn der Anteil der Wörgler am Besucheraufkommen im WAVE liegt bei 30 %, der Großteil kommt aus der Region, auch aus Nachbarbezirken.  Da bleibt ein Appell an die Stimme der Vernunft: Macht es wirklich Sinn, auf der grünen Wiese ein Freibad samt aller Infrastruktur neu zu errichten? Für wenige Badewochen im Sommer? Womöglich zu einem Preis, der höher ist als die nötigen Sanierungskosten.

Noch nicht überlegt wurde eine Teilschließung der Wasserwelt – schließlich gibt es durchaus intakte und neue Bereiche wie das Bathai, den Freibereich, das neue Wellenbecken. Warum sollte man intakte Infrastruktur schließen? „Um das entscheiden zu können, dafür brauchen wir ein detailliertes Gutachten“, so Götz.

Ob bei Schließung der Wasserwelt Wörgl noch als familienfreundliche Gemeinde durchgeht? „Wörgl entwickelt sich zunehmend zur Antifamilienfreundlichen Gemeinde – Spielplätze und Parks wie der Gradlanger verschwinden“, ärgert sich Kahn. An das Gütesiegel seien keine konkreten Bedingungen geknüpft – aber wenn´s so weitergeht, sei die Aberkennung des Gütesiegels „ein eigener Punkt“.

Kahn registrierte bei Telefonaten mit Bürgermeistern von Nachbargemeinden durchaus  Interesse und Gesprächsbereitschaft zur Erhaltung des Wörgler Erlebnisbades. „Die Bürgermeister waren alle erstaunt, wie von der Wörgler Stadtführung kommuniziert wird. Sie wollen Zahlen und Fakten – haben aber nichts bekommen. Das kann nicht sein“, so Kahn. Anfang Mai finde eine Bürgermeisterkonferenz statt, bei „der alle Fakten auf den Tisch gelegt werden sollten.“ Zum Vorstoß des Langkampfner Bürgermeisters zur Errichtung eines neuen Regionalbades mit Schwimmleistungszentrum meint Kahn, dass dieser offenbar auch „kalte Füße bekommen hat. Es soll jetzt auch dort eine Volksbefragung geben.“ Fakt sei, dass die Gemeinde Langkampfen für die Realisierung Finanzunterstützung der Umlandgemeinden benötige. Was Kahn ausschließt, ist die Sanierung der Wörgler Wasserwelt und ein Neubau – beides gehe nicht, „und bei uns gibt es schon die dazugehörige Infrastruktur“.