Wörgler Kulturstammtisch geht weiter

Ein kräftiges Lebenszeichen gab Wörgls Kultur-Szene am 7. Juni 2022 in der ZONE Kultur.Leben.Wörgl – auf Einladung des neuen Kulturreferenten Sebastian Feiersinger kamen 25 in Kulturvereinen Engagierte zur Neuauflage des Wörgler Kulturstammtisches. Einhelliger Tenor: Die regelmäßigen Treffen für Vernetzung, Erfahrungsaustausch und Weiterentwicklung des Wörgler Kulturlebens sollen wieder stattfinden! Nach Pandemie-bedingt verordneter Pause läuft der Veranstaltungsbesuch zögerlich wieder an.  Guggi-Kulturwertscheine sollen nun dabei helfen, neuen Schwung in die Wörgler Kulturszene zu bringen.

Nach der Neuwahl des Wörgler Gemeinderates übernahm Gemeinderat Sebastian Feiersinger von der ÖVP-Liste „Wörgl Bewegen“ die Funktion des Kulturreferenten. Er will den Kulturstammtisch wieder ins Leben rufen und lud die Vereine ein, ihre Erwartungen und Wünsche zu formulieren. Nach einer Vorstellungsrunde mit News aus den Vereinen wurden Inhalte in Kleingruppen erarbeitet, der Guggi-Kulturwertschein sowie das Angebot eines neuen Guggi-Kulturkalenders für alle Wörgler Kultureinrichtungen präsentiert.

News aus den Kulturvereinen

Zum Benefizkonzert für die Ukraine lud Wolfgang Sieberer vom Tiroler Motettenchor Wörgl und wies auf ein wichtiges Anliegen hin: Der Chor will wieder in Wörgl proben, nachdem er seit Jahren mangels Proberaum nach Langkampfen ausweicht. Ein Proberaum in Wörgl steht auch beim Kammerorchester Wörgl auf der Prioritätenliste ganz oben, wie Obfrau Viktoria Thaler mitteilte: „Wir hoffen auf einen Proberaum und ein Lager in der Alten Musikschule.“ Derzeit wird aufgrund einer Zusammenarbeit mit der LMS Kufstein in der Bezirkshauptstadt geprobt (Aufführung am 2. Juli). Im Herbst steht dann wieder ein Orchesterauftritt in Wörgl bevor, am Progamm: Filmmusik. Geplant ist auch wieder das Neujahrskonzert 2023.

Für die Fortführung des Kulturstammtisches sprach sich Manfred Mohn, Hauptmann der Sepp Innerkofler Standschützenkompanie aus. Er hob den Wert der ehrenamtlichen Arbeit im Kulturbereich hervor und unterstützt das Anliegen, weitere Räumlichkeiten für Vereine zu schaffen. „Am 9. Juli gibt´s heuer wieder ein Stadtfest unter dem Motto zurück zu den Wurzeln und am 3. und 4. September richten wir das Bataillons-Schützenfest mit 21 Kompanien mit großem Festzelt am Fußballplatz aus“, kündigte Mohn an und sprach die Einladung an alle aus: „Kulturvereine wie Bevölkerung sind herzlich willkommen.“

Guggi-Kulturwertschein und Guggi-Kulturkalender

„Dieses Haus war einmal ein Jugendtreff – jetzt ist die Zone ein kleines Veranstaltungszentrum, das von der Eigeninitiative der Leute lebt“, betonte Andy Winderl vom Verein komm!unity, seit 2008 Obmann vom Verein Kulturzone. Das Haus stehe nun allen Generationen und Vereinen offen.  Der Verein komm!unity trug schon bisher zum Wörgler Kulturleben maßgeblich bei – mit Begleitung des Kulturentwicklungsprozesses durch DI Peter Warbanoff ebenso wie mit der Entwicklung und Ausgabe der Wörgler Guggi-Kulturwertscheine, wobei der Name „Guggi“ an den Wörgler Freigeld-Bürgermeister Michael Unterguggenberger erinnert. „Das Prinzip des Guggi-Gutscheines ist ein Dankeschön für ehrenamtliche Hilfe im Verein, sowohl im Sozial- wie auch im Kulturbereich. Mit Guggis kann bei Kultur-Veranstaltungen bezahlt werden – für Eintritt oder Ausschank, das entscheiden die Vereine selbst. Ziel ist, dass möglichst viele Guggis im Kreislauf bleiben“, erklärt Andy Winderl und lädt ein, „sich auf das Experiment einzulassen!“

Derzeit sind rund 4.000 Guggis im Wert von 4.000 Euro im Umlauf. Die Gutscheine können beim Verein komm!unity erworben und von Kulturvereinen mit einem Abschlag von 10 % wieder in Euros umgewechselt werden. „Jeder Verein erhält 100 Guggis als Geschenk. Damit können sie sich für ehrenamtliche Mithilfe bedanken“, erläutert Winderl das Konzept, das auf gegenseitige Unterstützung beruht. Guggis, auch geeignet als Geschenk-Gutscheine, werden im Komma und in der Zone als Eintritt ebenso wie beim Ausschank angenommen. Welcher Verein die Gutscheine für welche Zwecke akzeptiert, ist jedem selbst überlassen.

Als Service für die Wörgler Kulturszene erstellte Manuel Mair vom Verein Kulturzone ehrenamtlich den neuen online „Guggi-Kulturkalender“. Auf der Plattform guggikalender.com erhalten Vereine die Möglichkeit, selbst auf einfachem Weg ihre Veranstaltungen einzutragen und so einen Überblick über das gesamte Wörgler Kulturgeschehen zu bieten sowie im internen Bereich schon eine Vorschau auf Geplantes zur Terminkoordination zu erhalten. Eine Einschulung gibt´s beim nächsten Kulturstammtisch im Herbst.

Flaue Besucherzahlen nach Corona

„Vor Corona zählten wir 60.000 Besucher im Jahr – derzeit liegen wir bei 10.000“, berichtete Luggi Ascher, Obmann des Vereins Komma Kultur und Komma-Manager. Das Publikum kommt nur zögerlich zurück – obwohl das Veranstaltungszentrum trotz Corona-Beschränkungen den Betrieb bestmöglich aufrecht erhielt. Mit dem Theatron bietet es einen neuen Raum für Theater und Kleinkunst – was früher der „Black Box Krawall-Keller“ war, ist jetzt im Retro/Vintage-Ambiente das „Steckenpferd“ der Komma-Belegschaft. Die übrigens auch für die Verwaltung der Galerie am Polylog verantwortlich zeichnet. Deren Obmann-Stellvertreter Reinhard Atzl kündigte an, auch künftig der Bildenden Kunst in Wörgl einen Ort zu bieten. Das Komma als Veranstaltungsort schätzt auch der Kulturverein Nischenklänge, wie Obfrau Doris Cottogni und Kassier Herbert Cottogni  betonten.

Jeunesse Wörgl – Konzert am 24. Juni 2022

Seit über 20 Jahren engagiert sich Mag. Johannes Puchleitner für die Jeunesse Wörgl und damit für die Förderung junger Musiktalente und für ein junges Publikum. „Die Jeunesse-Geschäftsstelle bleibt in der LMS Wörgl“, teilte Puchleitner mit, der als Kulturreferent von 2010 bis 2016 den Kulturstammtische ins Leben rief und die Jeunesse Wörgl leitet. Zwei Abend-, ein Schul- und ein Familienkonzert zählen zum Jahresprogramm. Das nächste Konzert steht am Freitag, 24. Juni 2022 ab 19 Uhr in der ZONE Kultur.Leben.Wörgl als Open-Air-Veranstaltung am Programm: Auf der Bühne das R.E.T. Chamber Brass Quintett mit Werken von Schwertsik, Ewald, Werner Pirchner, Sondheim, Hadermann und Layton. Bei Schlechtwetter weicht man in den Saal der Neuen Musikschule, Brixentaler Straße 14 aus.

Platzkonzert-Saison im Seniorenheimpark

Klaus Unterberger, Obmann der Stadtmusikkapelle Wörgl, lud zum Besuch der Platzkonzerte im Seniorenheimpark, die ab 24. Juni bis Ende August wieder jeden Freitag ab 19 Uhr stattfinden (alle Ausrückungen auf http://mk-woergl.at/ausrueckungen/) Acht Platzkonzerte spielt die Wörgler Stadtmusikkapelle, zwei die BMK Bruckhäusl. Deren Obmann-Stellvertreter Florian Traven wies auf laufende Events und die funktionierende Jugendarbeit mit JUMU2000 und Bläserklasse trotz Pandemie hin: „Die Motivation ist da!“ (Alle Ausrückungen http://www.bmk-bruckhaeusl.at/BMK/html/auftritte.php)

Nach der Corona-Pause startete auch der Verein Wörgler Musikantenhoagascht wieder mit den beliebten Tiroler Volksmusik-Konzertabenden, wie Kathrin Witschnig und Petra Egger berichteten. Drei Veranstaltungen beim Hauserwirt (zwei im Herbst folgen noch, 7.10. und 4.12.) und die Bergmesse am Schatzberg (26. Juni, 12:30 Uhr) zählen zum Jahresprogramm.

Tagungshaus plant Umbau

„Derzeit liegen wir bei nur 40 % der üblichen Besucherzahlen“, teilt Tagungshausleiter Herwig Ortner die Erfahrungen der Kulturszene allgemein und kündigte an, dass nach den Lockdowns jetzt wieder voll durchgestartet werde. Derzeit werde zudem mit der Erzdiözese ein Umbau zur Modernisierung und Schaffung der Barrierefreiheit geplant, Baubeginn ist voraussichtlich 2023.

Theaterstadt Wörgl

Drei Theatervereine sind seit Jahrzehnten in Wörgl aktiv. Vor über 30 Jahren wurde die Stadtbühne Wörgl gegründet, der heute Obmann Klaus Moser vorsteht: „Aufgrund von Corona wickelten wir die vergangenen beiden Jahre nur eine Produktion jährlich ab – und dabei mussten auch Vorstellungen Lockdown-bedingt abgesagt werden“, so Moser, dem die Förderung der Jugendarbeit ein besonderes Anliegen ist. Zudem stehe eine Modernisierung der Technik ins Haus. Um die Vereinskasse aufzubessern, organisiert die Stadtbühne am 22. Juni den Ausschank bei der Wörgler Sommernacht.

Zum Wörgler „Theater-Urgestein“ zählt Irene Turin. Sie war Mitbegründerin der Gaststubenbühne 1988 und leitet seit 20 Jahren das Theater unterLand, das heuer mit der Komödie „Ann & Debbie“ erstmals das Theatron im Komma bespielte. „Derzeit laufen die Proben für das Stück Extrawurst in der Zone“, teilte Turin mit und wies auf weitere Projekte des Theatervereins hin. Seit April 2022 arbeitet sie wieder unter dem Arbeitstitel „fremd daheim 2.0“ mit Flüchtlingen, diesmal aus der Ukraine, aus Syrien und Somalia. Für die Kulturinitiative Langer Grund organisiert Turin das Stationen-Theater auf der Alm in der Kelchsau, bei dem es heuer wieder zu Fuß unter dem Motto „Kultur und Kulinarik auf der Alm“ auf die Neuhögen-Alm der Wörgler Bioyak-Bäuerin Gabi Brunner, auf die Richtseitbichl-Alm und die Erla-Brennhütte geht – und zwar am Samstag, 13. August 2022. Irene Turin kennt den Proberaum-Mangel, wies auch auf künftigen Bedarf der Gaststubenbühne hin, wenn der Astnersaal nicht mehr zur Verfügung steht (dessen Abriss ist aufgrund einer Neubebauung des gesamten Areals nördlich der Kirche vorgesehen).

Kunst, Kultur & Heimat

In mehrfacher Funktion ist Franz Bode im Wörgler Kulturleben tätig – als Obmann des Kunstvereines ARTirol, für Stadtarchiv und Heimatmuseum, als Erfasser von Klein- und Flurdenkmälern, als Administrator der Website heimat.woergl.at und im Vorstand der Galerie am Polylog. Während öffentliche Veranstaltungen Coronabedingt ausgesetzt waren,  war Bode u.a. im Home-Office fleißig und erstellte viele neue Inhalte auf der Homepage, u.a. stellt er Wörgler KünstlerInnen vor.

Corona-bedingt still gelegt waren in den vergangenen beiden Jahren die Vereinsaktivitäten der Sektion Foto des ESV Wörgl. Wie Obmann Alfred Lettenbichler mitteilte, laufe derzeit die Planung von Ausflügen.

90 Jahre Wörgler Freigeld

Das 2003 gegründete Unterguggenberger Institut arbeitet bei der Durchführung von Veranstaltungen mit dem Tagungshaus Wörgl und mit der ZONE Kultur.Leben.Wörgl zusammen. Im Herbst wird die Film- und Vortragsreihe im Tagungshaus fortgesetzt: am 27. September wird der Dokumentarfilm „Der Waldmacher“ von Volker Schlöndorf gezeigt, am 18. Oktober die neue Doku „Alpenland“. Beim Vortragsabend am 15. November geht´s um die Frage, ob Wasserstoff unser Energieproblem lösen kann. In der ZONE gehen seit vergangenem Jahr die monatlichen CryptoCircle-Treffen (Sommerpause im Juli und August) über die Bühne. Das nächste am 15. Juni 2022 beantwortet Fragen aller Art rund um digitalen Wandel, Kryptowährungen und Blockchain – Beginn ist ab 20 Uhr. Das Jubiläum 90 Jahre Wörgler Freigeld wird am 31. Juli mit einem gemeinsamen Spaziergang am Freigeld-Rundweg in Wörgl mit vielen Infos und anschließendem Chill & Grill in der ZONE gefeiert – Start ist um 16 Uhr beim Unterguggenberger Institut in der Unterguggenberger Straße 3 mit Besichtigung des musealen Schauraumes (aus organisatorischen Gründen ist Anmeldung unter ui(at)snw.at erbeten).

Sanierung der Alten Musikschule läuft – Kirchenwirt eröffnet im November

Konfrontiert mit dem Wunsch nach Proberäumen informierte Sebastian Feiersinger über die laufende Sanierung der Alten Musikschule durch den neuen Eigentümer Gerhard Thurner: „Die Eröffnung des Kirchenwirtes ist im November 2022 geplant. Auf den städtischen Flächen werden im Gebäude das Heimatmuseum, das Stadtarchiv, ein Proberaum sowie ein Lager im Dachboden untergebracht.  Der Proberaum wird über die Stadt verwaltet“, so Feiersinger. „Der Kirchenwirt wird über 140 Sitzplätze in drei Sälen verfügen, die nach alten Wörgler Wirtshäusern benannt werden.“

Gemeinsame Arbeit am künftigen Kulturstammtisch-Konzept

Nachdem alle einhellig eine Fortführung der regelmäßigen Kulturstammtisch-Treffen befürworteten, wurde in jeweils dreiköpfigen Arbeitsgruppen Erwartungen, Wünsche und Vorschläge für künftige Treffen formuliert. Den daraus geschnürten „Rucksack“ nahmen Sebastian Feiersinger und seine Kulturausschuss-Kollegen Christina Aufschnaiter, Herta Bräuer und Johannes Puchleitner mit. Zum Output – zu den Vorschlägen zählten: weiterhin vierteljährliche Treffen, ev. auch mal mit Themenbezug, Fortführung des Kulturentwicklungsprozesses mit Überarbeitung der Kriterien des Wörgler Kulturpreises (die Übergabe der Kulturpreise von 2020 soll heuer im Herbst mit der offiziellen Eröffnung des Haues der Musik nachgeholt werden), Vereinsvorstellungen, ein „Wörgler Kulturticket“ für alle Kulturvereine, Terminkoordination und Erfahrungsaustausch, ein gemeinsamer Veranstaltungskalender, Weiterbildungs-Workshops (TKI, Versicherung, AKM, Förderungen, etc.) und gemeinsame Exkursionen, Vernetzung (u.a. WhatsAPP) und gegenseitige Veranstaltungsbesuche. Die Idee einer Kulturwoche wurde da ebenso laut wie der Wunsch nach einem „kurzen Draht“ zur Stadt. „Wohin mit dem Wörgler Stadtfest?“ ist ebenso Thema für den Kulturstammtisch wie die Frage, was in Wörgl als Traditionsverein gilt.