Empörung „über jahrzehntelange Hinhaltetaktik und die skandalöse Untätigkeit der Verantwortlichen beim Hochwasserschutz für Wörgl“ äußert die Wörgler Hochwasserschutz-Bürgerinitiative am 30. August 2023 in einer Presseaussendung. „In Anbetracht der Ereignisse vom Montag haben die neuerlichen Äußerungen des Geschäftsführers des Wasserverbandes bei der Bürgerinitiative und den betroffenen Einwohnern von Wörgl nicht nur Fassungslosigkeit, sondern schiere Wut ausgelöst“, heißt es im Schreiben von Helmut Track und Gerhard Unterberger von der Bürgerinitiative.
„Dass aufgrund des Klimawandels die Hochwasserereignisse mehr und katastrophaler werden, kann und darf von den Verantwortlichen nicht mehr ignoriert werden. Keine Gemeinde kann derzeit die Bevölkerung gegen Scheitelpegel von einem HQ100 mit mobilen Maßnahmen schützen. Und sogenannte hundertjährige Hochwässer werden zukünftig statistisch alle 10-15 Jahre, Dreißigjährige alle 3-5 Jahre auftreten. Dass das stimmt, zeigt die Realität der letzten Jahre mehr als deutlich“, heißt es in der Aussendung. Es sei schlicht inakzeptabel, dass die Realisierung dringend benötigter Schutzmaßnahmen in Wörgl weiterhin auf die lange Bank geschoben werde und man anscheinend erst im Jahr 2038 mit einem Minimum an Schutz rechnen könne!
„Was für ein Hohn und ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen, wenn man bedenkt, dass seit der verheerenden Flutkatastrophe von 2005 immer wieder leere Versprechungen seitens der Landespolitik gemacht wurden. Der Schutzdamm sollte kommen, so die Worte des Landeshauptmanns, und bis spätestens 2018 sollte Wörgl endlich vor den zerstörerischen Fluten geschützt sein – ein einstimmiger Beschluss des Tiroler Landtages bestätigte dies“, erinnern Track und Unterberger an nicht eingelöste politische Versprechen.
„Ursprünglich hieß es, dass das gesamte Projekt binnen 10 Jahren umgesetzt werden könnte, laut den Experten von Land und Bund. Doch nun sollen es mindestens weitere 15 Jahre oder gar mehr werden? Eine bodenlose Frechheit und ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die seit Jahren unter der Unsicherheit leiden.“
Unverständnis und Zorn löst der Umstand aus, dass in ganz Österreich nach Katastrophen rasch Schutzmaßnahmen ergriffen werden, nur Wörgl scheinbar außen vor bleibt. Selbst die Bundesregierung habe das Stadtgebiet als höchst gefährdet und mit enormem Risiko für die Bewohner eingestuft. Doch diese Warnungen und Bedenken prallen offenbar an den verantwortlichen Planern des Wasserverbandes ab.
„Der anhaltende Klimawandel führt zu noch größeren Hochwasserrisiken, was die Gefahr für die Menschen in Wörgl weiter steigert. Setzt man kurzfristig keine Maßnahmen für einen Schutz gegen HQ100, werden die Betroffenen in Wörgl demnächst wieder bewusst geflutet! Doch diese Tatsache interessiert offensichtlich niemanden. Die Betroffenen, die seit Jahren auf die langsamen Schritte zur Umsetzung des Hochwasserschutzes hinweisen, werden erneut im Stich gelassen und vor den Kopf gestoßen“, schreiben Track und Unterberger. Und weiter: „Die Aussicht, dass der versprochene Schutz erst in 33 langen Jahren nach der Katastrophe Wirklichkeit werden könnte, ist ein Hohn sondergleichen. Dies verdeutlicht einmal mehr das erschreckende Desinteresse der Verantwortlichen auf Bundesebene, Landesebene und in der Gemeinde. Die Sorgen und Ängste der Menschen in Wörgl sind mehr als berechtigt und werden seit Jahren konsequent ignoriert.