Als in Bruckhäusl ein Dom stand

Unter dem Motto „Miteinander Kirche bauen“ standen die Jubiläumsfeierlichkeiten für die Holzmeisterkirche in Bruckhäusl, die unter großer Beteiligung  der Bevölkerung errichtet und vor 40 Jahren eingeweiht wurde. Der „Geburtstag“ wurde gleich zweifach gefeiert – mit einem Dorfabend, an dem die Entstehungsgeschichte des außergewöhnlichen Kunst-Juwels lebendig in Erinnerung gerufen wurde, sowie mit einem feierlichen Festgottesdienst mit Erzbischof Dr. Franz Lackner, bei dem der Kirchenchor Wörgl, Solisten und das Wörgler Streicher- und Bläserensemble unter der Leitung von Othmar Erb Mozarts Krönungsmesse aufführten.

Die Bürgerinitiative LA21 Bruckhäusl aktiv und der Pfarrgemeinderat luden am 20. Oktober zum Dorfabend, bei dem die Baugeschichte in Form einer Ausstellung sowie eines moderierten Zeitzeugengespräches  anhand vieler Bau-Fotos vom damaligen Pfarrer  Ulrich Reichsöllner sowie von Eintragungen aus dem Bautagebuch von Arno Kecht lebendig wurde. Der Beharrlichkeit und dem außergewöhnlichen Einsatz des damaligen Volksschuldirektors und Kirchenchorleiters Kecht und seinen Mitstreitern ist die qualitativ hochwertige Ausstattung des Kirchenneubaus zu verdanken, die das vom weltberühmten Architekten Clemens Holzmeister geplante um vom akademischen Maler Richard Kurt Fischer künstlerisch ausgestaltete Gotteshaus auszeichnet.

Die Bauzeit war von Februar 1977 bis Oktober 1978 knapp bemessen und wurde von der Kufsteiner Baufirma Rieder auch eingehalten. Wobei es auf der Baustelle nicht immer nur rund lief, wie die Einträge aus Arno Kechts Bautagebuch offenbaren. Er war damals täglich auf der Baustelle, notierte das Wetter ebenso wie den Baufortschritt. Und so war die reich bebilderte Zeitreise, die Pfarrgemeinderats-Obfrau Dr. Christine Ankele moderierte, auch gespickt mit allerlei Hoppalas und unterhaltsamen Anekdoten, die Arno Kecht zu erzählen wusste.

Dem Neubau musste die alte, zu klein gewordene und nicht mehr sanierbare Kirche weichen. Der Abriss erfolgte allerdings erst kurz vor Fertigstellung des Neubaus, was Bruckhäusl überregional Aufmerksamkeit bescherte, da über Monate zwei Kirchtürme wie bei einem Dom in den Himmel ragten.

Zu den Baukosten der Kirche und ihrer Ausstattung trugen die Bruckhäusler mit einer Sammelaktion sowie zwei großen Dorffesten bei. Nach der Kircheneinweihung 1978 folgten mit der Glockenweihe 1979, der Einweihung der neuen Orgel 1981, des neuen Orgelpositives 1992 und der Pfarrerhebung im Jahr 2000 weitere große Festakte, bei denen das ganze Dorf auf den Beinen war. Einen Eindruck davon vermitteln Filmaufnahmen aus den Jahren 1977-1979, die Franziska Mayr zur Verfügung stellte und die in der Bearbeitung von Egon Frühwirth beim Dorfabend  in dem bis zum letzten Platz gefüllten Medienraum in der Aula der Volksschule Bruckhäusl vorgeführt wurden.

Über die Kirchengeschichte hinaus boten aufgelegte Archiv-Mappen mit den Bildern der Fotoausstellungen der LA21 Bruckhäusl aktiv zur Industriegeschichte sowie zum Gesellschaftsleben Einblick in die Vergangenheit des Dorfes und vielfach Gesprächsstoff für die interessierten BesucherInnen des Dorfabends, unter denen Thomas Gasteiger, Obmann der Bürgerinitiative, u.a. Pfarrer Theo Mairhofer, Kooperator Christian Hauser, Bürgermeisterin Hedi Wechner, Wörgls Kulturreferentin Mag. Gabi Madersbacher, Ortsvorsteher Georg Breitenlechner sowie die Wörgler Gemeinderäte Andreas Schmidt und Hubert Mosser sowie die Kirchbichler Gemeinderäte Johannes Lanner, Franz Hörmann und Martin Hechl begrüßen konnte. Gäste waren weiters Baumeister KR Anton Rieder sowie Wörgls Pfarrgemeinderatsobmann Heinz Werlberger.

Festgottesdienst mit Erzbischof Lackner

Zu den Klängen der BMK Bruckhäusl zogen am Sonntag, 21. Oktober 2018,  Erzbischof Dr. Franz Lackner, Wörgls Pfarrer Theo Mairhofer, der aus Bruckhäusl stammende Oberauer Pfarrer Alois Mayr und Kooperator Christian Hauser, gefolgt von den Kassettl-Frauen, den Fahnenabordnungen der Bruckhäusler Feuerwehr, der Musikkapelle, der Schützen und der Landjugend  zum feierlichen Festgottesdienst in der herausgeputzten Holzmeisterkirche ein. In seiner Festpredigt ging Erzbischof Lackner auf den laufenden Zukunftsprozess in der Kirche und auf die beiden Apostel der Bruckhäusler Kirche Petrus und Paulus und deren Wirken ein. „Mit Christus sind wir schon auferstanden“, lud Lackner ein, die Frohbotschaft des Evangeliums auch im Alltag mit Freude zu leben.

Nach dem Gottesdienst wurde dann noch die Agape im Pfarrhof zu einem Fest für alle, bei dem der Pfarrgemeinderat und die Bäuerinnen für kulinarische Gaumenfreuden sorgten. Wohl fühlte sich dabei auch Erzbischof Dr. Lackner, den die Festbesucher – darunter auch Kirchbichls Bürgermeister Herbert Rieder – noch in einer außergewöhnlichen Rolle erlebten: Der Erzbischof schlüpfte in die Rolle eines Kellners und servierte die köstliche Festtagstorte der Zuckerbäckerin Claudia Ploner eigenhändig den Gästen.