Ein voller Erfolg wurde der Museumshoagascht am 31. Jänner 2025 im Kulturraum Wörgl zum Thema „Bau der Drei-Königs-Hochhäuser“ in Wörgl vor 55 Jahren, organisiert vom Heimatmuseumsverein in Kooperation mit Stadtchronist Toni Scharnagl. Moderatorin Lilly Staudigl entlockte den beiden Zeitzeugen am Podium Erwin Brand und Fritz Thurner, aber auch etlichen BewohnerInnen viele interessante und unterhaltsame Details.
Museumsvereinsobmann Andy Winderl begrüßte zum neuen Veranstaltungsformat im Publikum Wörgls Kulturreferent Sebastian Feiersinger und Gemeinderätin Iris Kahn. „Der Museumshoagascht im Kulturraum soll künftig ein Zeitzeugen-Abend zu unterschiedlichen Themen aus Wörgls Geschichte werden, die gemeinsam mit Stadtchronist Toni Scharnagl aufgearbeitet werden“, informierte Winderl. Scharnagl, seit September 2024 auch Bezirkschronist, wertet für seine monatlichen Beiträge im Stadtmagazin Zeitungen wie Rundschau und Sonntagspost aus, die im Stadtarchiv aufbewahrt werden. „Jeweils montags und dienstags vormittags besteht für die Öffentlichkeit die Möglichkeit, im Archiv zu stöbern“, lud Toni Scharnagl ein und begrüßte im Anschluss ans Zeitzeugengespräch bereits die ersten Interessierten im Archiv.
Zum Einstieg gab´s einen kurzen Dokumentarfilm von Andy Winderl zum Bau der Eigentumswohnhäuser, die von der Wörgler Firma Schwöllenbach im Auftrag des Wohnbauträgers WE – Wohnungseigentum ab 1969 errichtet wurden. 11 Stockwerke und 37 Meter hoch prägen sie bis heute Wörgls Skyline.
Erwin Brand und Fritz Thurner zogen 1970 in die neu gebauten Wohnungen und gaben mit persönlichen Erinnerungen einen Einblick ins Gemeinschaftsleben. Beim Kauf war die österreichische Staatsbürgerschaft nötig. „Kaspar, Melchior und Balthasar“, wie die WE die drei Häuser betitelte, stellten Wohnungsanwärter vor finanzielle Herausforderungen. Billig war der Kauf nach Vergabe durch den Gemeinderat nicht – und so traten viele Wohnungswerber vom Kauf zurück, wie sich Thurner erinnert, der mit Frau und Kind einzog und feststellte: „Ich habe es bis heute keine Stunde bereut“.
Erwin Brand kam als junger Lehrer nach Wörgl – und „der erste Eindruck war nicht gut.“ Was sich aber änderte, als er am BRG Wörgl eine Fixanstellung erhielt und noch eine der zwei für Lehrer reservierten Eigentumswohnungen ergatterte – „eine paradiesische Wohnung“ und vor allem „der Spielplatz war ein Traum für unsere Kinder!“ Viele junge Familien zogen ein, 50 bis 60 Kinder tummelten sich in der Anlage, freundeten sich an und genossen das freie Aufwachsen ohne ständige elterliche Aufsicht. Und die Toleranz des Hausmeisters Ewald, auf dessen Hilfsbereitschaft Thea Gruber „ein Hoch“ ausbrachte. Einige Jahre errichtete er für die Kids sogar einen Eislaufplatz.
„Dass es in den 175 Wohnungen relativ wenig Probleme gegeben und das Zusammenleben vielfach hervorragend funktioniert hat, ist der Gemeinschaft zu danken“, merkte Fritz Thurner an. Die anfängliche Wohnqualität habe sich aber verschlechtert, was u.a. an nicht eingehaltenen Ruhezeiten liegt, wie eine Bewohnerin anmerkte. Die vielen Wortmeldungen aus dem Publikum bekräftigten aber, dass die Vorteile überwiegen – von der schönen Aussicht über gute Sozialkontakte im Umfeld wie etwa eine Damenrunde, die gemeinsame Ausflüge und Spaziergänge unternimmt.
Erwin Brand überraschte dann noch mit bildlich eingefangenen tierischen Mitbewohnern – Turmfalken, Spatzen und Tauben fühlen sich hier ebenso wohl wie ungewöhnliche pelzige Fassaden-Kletterer – Eichhörnchen!
Nach dem humorvoll moderierten Zeitzeugengespräch – für den guten Ton sorgte Ramon Kohlmann – blieben noch viele in gemütlicher Runde sitzen, um gemeinsam Erinnerungen auszutauschen. Wer Lust hatte, konnte sich noch im Stadtarchiv bei Toni Scharnagl sowie im Museum Wörgl umsehen.
Die nächste Veranstaltung des Heimatmuseums im Kulturraum Wörgl im 2. Stock des Kirchenwirts findet im Gedenken an die Bombenangriffe 1945 am Samstag, 22. Februar 2025 ab 19 Uhr statt. Mag. Marlies Wohlschlager präsentiert die bewegenden Aufzeichnungen des Wörgler Postbeamten Hermann Leitner über seine Erlebnisse als Soldat und Kriegsgefangener im Ersten Weltkrieg. Illustriert wird die Lesung mit Abbildungen aus dem Tagebuch. Platzreservierung ist unbedingt erforderlich unter Email museum@woergl.at oder telefonisch unter 0699/17242113, der Eintritt ist frei.
- Gestalteten den Museumshoagascht am 31.1.2025 – v.l. Fritz Thurner, Erwin Brand, Toni Scharnagl, Lilly Staudigl und Andreas Winderl.
- Der erste Museumshoagascht in Kooperation von Heimatmuseumsverein und Stadtchronist ging am 31.1.2025 über die Bühne.
- Tontechniker Ramon Kohlmann und Heimatmuseumsvereinsobmann Andreas Winderl.
- Voll ausgebucht – leider fanden nicht alle Interessierten Platz im Publikum. Aufgrund des begrenzten Platzangebotes ist deshalb bei Veranstaltungen im Kulturraum vorherige Platzreservierung unbedingt erforderlich.
- Der Heimatmuseumsverein Wörgl nützt den Kulturraum im 2. Stock des Gebäudes künftig häufiger für Abendveranstaltungen.
- Obmann Andreas Winderl bei der Begrüßung zum MuseumsHoagascht.
- Wuchs im ersten Wörgler Hochhaus in der Augasse auf: Kulturreferent Sebastian Feiersinger, der sich über das Interesse am Museumshoagascht freute.
- Andreas Winderl erstellte einen kurzen Dokumentarfilm über die Wörgler Drei Königs Hochhäuser.
- Die Baufirma und Privatpersonen stellten Fotos zur Verfügung.
- Gern genützte historische Quelle: die Wörgler Rundschau, von der alle Ausgaben im Stadtarchiv aufbewahrt werden.
- Der ÖAAB-Kurier fragte: „Ist Wörgl auf den 20.000sten Gemeindebürger vorbereitet?“
- Moderatorin Lilly Staudigl und Stadt- und Bezirkschronist Toni Scharnagl.
- Zeitzeugen im Gespräch – v.l. Erwin Brand, Fritz Thurner und Moderatorin Lilly Staudigl.
- Das Lachen kam beim Zeitzeugen-Abend nicht zu kurz.
- Die Fa. Seelaus nahm die elektrische Installation der Dreikönigs-Hochhäuser vor – Firmenchef Seelaus erinnerte sich an die Winterbaustellen.
- Lilly Staudigl holte viele BewohnerInnen der Dreikönigs-Hochhäuser vors Mikro.
- Bilder riefen viele Erinnerungen wach.
- Aussicht aus einer der Hochhaus-Wohnungen.
- Auch Kurioses gab es zu berichten…
- Beste Erinnerungen an die Kindheit haben viele Wörglerinnen, die in der „Dreikönigs-Siedlung“ aufgewachsen sind.
- Wohnt gern in der Ladestraße: Hermann Hotter.
- Gutes aus dem Bauernladen als kleines Danke für die Zeitzeugen – Erwin Brand und Moderatorin Lilly Staudigl.
- Stadtchronist Toni Scharnagl hatte einige „Gustostückerl“ aus dem historischen Schatz im Stadtarchiv vorbereitet.
- Nach dem Museumshoagascht bestand noch die Möglichkeit, sich im Museum Wörgl umzusehen.