Freizeit am Inn – ein Lokalaugenschein

In der Diskussion um Freizeit-Einrichtungen ploppen immer wieder Vorschläge betreffend die Nutzung von Wörgls Inn-Ufer nördlich der Autobahn auf. Hier besteht der Skatepark, der seit 2005 von begeisterten Skatern im Do-It-Yourself-Prinzip mit viel Herzblut und Eigenleistung, unterstützt von Sponsoren und öffentlichen Subventionen, auch vom Land Tirol, schrittweise aufgebaut wurde. Das Dach bietet der Verein Union Skateboardclub Kufstein „Bones“, die Fläche des Skateparks ist von den Wörgler Stadtwerken angemietet, der Platz ist öffentlich, kann unentgeltlich genützt werden und wird vor allem in der schneefreien Zeit auch stark überregional frequentiert.

Angesiedelt zwischen Autobahn-Zubringer, Regenüberlaufbecken der Verbandskläranlage und Innufer existierte der Skatepark am Stadtrand gewissermaßen im Abseits der öffentlichen Wahrnehmung in Wörgl. Was sich vergangenen Herbst mit neuem Bauamtspersonal änderte. Der Verein wurde aufgefordert, „rechtlich nötige Planunterlagen“ für die betonierten Anlagen zu liefern – was schlicht und einfach im Hinblick auf die Entstehungsgeschichte nicht möglich war. Gebaut wurde zwar immer im Einverständnis mit der städtischen Baubehörde, aber „freestylemäßig mit Handskizzen“, erklärt Roman Astleitner, der seit Jahrzehnten zu den engagierten Skatern zählt. So bemühte man sich, kostengünstig einen Planer zu finden, um die geforderten Unterlagen zu erstellen, die dann noch von einer Baufirma zu bestätigen sind. Kostenpunkt: Rund 3.500 Euro. Die aber in der Vereinskasse nicht vorhanden sind. Corona-bedingt entfielen zwei Jahre alle Veranstaltungen und damit auch Einnahmen.

Marco Pilotto, der mit seinem mittlerweile aufgelassenen Geschäft den Verein über viele Jahre auch finanziell unterstützte, wandte sich mit einem Subventionsansuchen an die Stadt. Dieses wurde allerdings vom Stadtrat abgelehnt, wie Bürgermeisterin Hedi Wechner bei der letzten Gemeinderatsitzung im Dezember 2021 berichtete. Seither ruht der Akt. „Wir sind dran, warten jetzt für weitere Gespräche aber einmal die Gemeinderatswahl ab“, erklärt Marco Pilotto und betont die gute Zusammenarbeit mit dem Städtischen Bauhof, „der uns immer geholfen hat“, so Pilotto. So ist man beim Verein, der rund 100 aktive Mitglieder zählt, glücklich über den Zaun, der entlang der Straße vom Bauhof aufgestellt gestellt wurde und so für mehr Verkehrssicherheit sorgt.

Auf die Zusammenarbeit mit der Stadt wäre man auch beim Thema Wasseranschluss und Sanitäranlagen angewiesen: „Es ist nicht so, dass wir uns das nicht wünschen – wir können es uns halt nicht leisten“, weist Pilotto einmal mehr auf die schmale Vereinskasse hin. Der Wunsch nach Wasser und WC beim Skatepark bleibt aufrecht – und gewinnt durch den großen Zustrom immer mehr an Gewicht. Die Qualität des Wörgler Skateparks hat sich international  auch online herumgesprochen, 2019 widmete etwa FM4 dem Vorzeigeprojekt eine ausführliche Reportage und in der warmen Jahreszeit ist der Skatepark Treffpunkt der Skater-Szene weit über Tirol hinaus. Zudem nützten gerade während der Corona-Pandemie zunehmend Familien die Anlage, Kids erobern die Rampen mit Scootern und Rädern.

Was wird aus der aufgelassenen Kompostieranlage?

Mit 1. Jänner 2016 wurde die Wörgler Kompostieranlage zugesperrt, der Bioabfall wird jetzt zur  Vergärungsanlage beim Klärwerk Kirchbichl gebracht. Für die Nachnutzung des Geländes tauchten seither immer wieder Vorschläge für Freizeitanlagen auf – 2016 von den Jungen der Wörgler Grünen, 2014 bereits  von Skate­park-Initiator Marco Pilotto. Er schlug vor, in Containerbauweise ein multifunktionales Zentrum für Sport und Kultur zu schaffen. Mit  Industriecontainern, die rund um das bestehende Flugdach der Kompostieranlage aufgestellt werden sollten, würde eine Halle geschaffen – für einen Skateboard/BMX-Park und eine Konzert-Bühne.  Die Container könnten innen ausgebaut als Jugendzentrum, als Proberäume für Bands, aber auch als Lagerräume für Vereine benützt werden. Vorbild war das Linzer Boxxoffice-Projekt am Hafen.  Rund um die Halle wäre Platz für Freizeiteinrichtungen wie Beachvolleyball-, Basketball- oder Streetballplatz.

Seit Schließung der Kompostieranlage wird das Gelände von den Wörgler Stadtwerken für unterschiedliche Zwecke genützt. Am 21. Mai 2019 brachten die Bürgerliste VP Wörgl, das Team Wörgl, die Junge Wörgler Liste und die FWL gemeinsam den Antrag ein, eine der jetzigen Nutzung entsprechende Umwidmung vorzunehmen, da die Flächenwidmung nicht mehr zeitgemäß sei. Bgm. Hedi Wechner lehnte ab mit der Begründung, dass „die Stadtwerke Wörgl  der Eigentümer sind, und sie wollen keine Änderung“.  Eine Oberflächenpumpstation könne aufgrund der weiteren Bautätigkeit in Wörgl notwendig werden und sei Teil des Hochwasserschutzes. Die Stadtwerke würden dort zudem ein betriebseigenes Hochlager errichten.  Der Antrag wurde mehrheitlich abgewiesen.

Die Tierkadaver-Sammelstelle am ehemaligen Kompostieranlagen-Areal wurde mittlerweile übersiedelt zur Tierkörpersammelstation Kundl-Liesfeld. Auf dem Gelände lagern Hochwasserschutz, Baumaterialien, Weihnachtsmarkt-Standl und Altautos für Feuerwehrübungen. Stromanschluss, Wasser und Sanitäranlagen sind vorhanden. Anfang Jänner 2022 vernichtete ein Brand einen Anhänger und Sachen des Vereines Vaterland, die nach der Räumung des Geländes neben dem Innsteg dort eingelagert wurden.

Das Areal ist straßenseitig mit Zaun und Gatter abgegrenzt, vom Inn nur durch einen alten, mit Plastikfetzen durchsetzten Erdwall getrennt – eine Altlast aus der Zeit als Kompostieranlage, Im Sommer dicht bewachsen mit drüsigem Springkraut und damit „Neophyten-Seuchenherd“. Wenig einladend für Freizeitaktivitäten sind auch die immer wieder auftretenden Geruchsemissionen des Regenüberlaufbeckens – je nach Windrichtung stinkt´s beim Skatepark oder innaufwärts. Einem „erholsamen Urlaubsfeeling“ steht dort also nicht nur die Lärm- und Abgasbelastung durch die Autobahn samt vorbeiziehender Lkw-Kolonnen entgegen. Ob man dem Mief aus dem Kanal mittels biologischem Luftfilter Herr werden könnte? Diskutiert wurde darüber bislang jedenfalls noch nicht. Und was die Situierung eines „Bolz-Platzes“ für fußballbegeisterte Kids und Jugendliche angeht: Sollte sich dafür nicht ein besser geeigneter Standort  als direkt an der Autobahn finden?