Hochwasserschutz am Inn: Verfahren läuft

Einen Meilenstein für den Hochwasserschutz präsentierte der Wasserverband Unteres Unterinntal am 3. Juli 2025 in Kundl: Anfang Juli 2025 reichte der Wasserverband Unteres Unterinntal das Hochwasserschutzprojekt zur wasserrechtlichen Grundsatzgenehmigung beim zuständigen Bundesministerium für die Umsetzung und als Grundlage für alle kommenden Baumaßnahmen ein.

„Vier Jahre nach der Gründung des Wasserverbandes haben wir nun einen zentralen Meilenstein für den Hochwasserschutz erreicht. Anfang Juli 2025 wurde das Hochwasserschutzprojekt zur grundsätzlichen, wasserrechtlichen Genehmigung bei der obersten Wasserrechtsbehörde, dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft eingereicht“, erklärte Bürgermeister Michael Riedhart, Obmann des Wasserverbandes Hochwasserschutz Unteres Unterinntal.

Das Bundesministerium werde nun die weiteren Verfahrensschritte in die Wege leiten und von den Sachverständigen Stellungnahmen einholen. In der nächsten Phase wird das Projekt bei den Gemeinden aufgelegt und es findet das Parteiengehör statt. Die Planunterlagen können dann auf der Homepage des Wasserverbandes eingesehen werden. Alle aktuellen Informationen zum Projekt werden in diesen Tagen per Postwurf an alle Haushalte der Mitgliedsgemeinden des Wasserverbandes zugestellt.

Schritt für Schritt zum Hochwasserschutz
Um das komplexe Projekt einer Genehmigung zuzuführen, wird in einem ersten Schritt eine wasserrechtliche Grundsatzgenehmigung beantragt. Diese behandelt alle grundlegenden wasserrechtlichen Fragen zum Hochwasserschutzprojekt. „Nachfolgend wird die Genehmigung der Detailplanungen beantragt. Diese umfasst alle wasser- und naturschutzrechtlichen Themen in Bezug auf die Umsetzungen und einzelnen Bauabschnitte“, erläutert Bürgermeister Anton Hoflacher, stellvertretender Obmann des Wasserverbandes.

Nach erfolgreicher Umsetzung soll das Hochwasserschutzprojekt Unteres Unterinntal der wirksamste Schutz für Menschen, Gebäude und Infrastruktur in den Gemeinden Angath, Breitenbach, Brixlegg, Kramsach, Kundl, Radfeld, Rattenberg und Wörgl vor einem 100-jährlichen Hochwasser am Inn gewährleisten.

Schutzmaßnahmen kombiniert mit Retentionsräumen
Auf insgesamt 18 Kilometern werden im Rahmen des Hochwasserschutzprojekts die Dämme und Ufermauern entlang des Inns erhöht oder neu errichtet. Damit werden die Siedlungen und Gewerbegebiete direkt vor Überflutungen geschützt.

Riedhart dazu: „Um jede Gemeinde von Brixlegg bis Wörgl wirksam schützen zu können, braucht es die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit.“ Erst viele verschiedene Maßnahmen schaffen einen wirkungsvollen Hochwasserschutz. Dämme und Mauern schützen Siedlungen, leiten aber das Wasser weiter und bewirken eine Verschärfung der Hochwasserwelle flussabwärts. Um dies zu verhindern, werden bereits jetzt bestehende natürliche Überflutungsräume als Retentionsräume zur Zwischenspeicherung der Wassermassen genutzt.

Erst ab einem 40-jährlichen Hochwasser werden am Inn in Abhängigkeit von der Hochwasserführung die eingerichteten drei Retentionsräume geöffnet, um die Wassermassen aufzunehmen und zwischen zuspeichern. Planer Dipl.-Ing. Peter Hanisch, DonauConsult vom Ingenieurbüro GmbH zu den Planungszielen: „Die Retentionsräume beanspruchen nur solche Flächen, die im Bestand laut Gefahrenzonenplan ohnehin überflutet werden. Landwirtschaftliche Flächen innerhalb der Retentionsräume können zum größten Teil weiterhin uneingeschränkt bewirtschaftet werden.“ Das Projekt wurde in den letzten 3 Jahren mit fast allen Grundeigentümer:innen besprochen und da, wo es möglich war, weiter verbessert. Das Projekt wurde nun so, wie mit den Grundeigentümer:innen optimiert, eingereicht.

Absicherung für Grundeigentümer:innen
Anfang Juni 2025 wurde vom Land Tirol ein Grundsatzbeschluss zur Einrichtung eines Solidaritätsfonds für die Finanzierung von Nachsorgemaßnahmen nach Hochwasserereignissen gefasst. „Unser gemeinsames Ziel ist der Schutz der Bevölkerung. Ganz in diesem Sinne arbeiten wir alle – von der Gemeinde über die Bezirkshauptmannschaft bis hin zum Bund – eng zusammen: sachlich, lösungsorientiert und rechtskonform. Entscheidend ist dabei, die Anliegen und Sorgen der Bevölkerung ernst zu nehmen und Entscheidungen auf einer fundierten fachlichen sowie rechtlichen Grundlage zu treffen“, erklärt Bezirkshauptmann Kurt Berek.

Er berichtete bei der Pressekonferenz zudem über den neuen Solidaritätsfonds des Landes: „Hochwasserereignisse verursachen Schäden – idealerweise nur an Schutzbauten. Für den Fall, dass solche Schäden entstehen, die oft mit hohen Kosten verbunden sind, wurde der neue Solidaritätsfonds eingerichtet. Mit diesem Fonds unterstützen wir künftig Tiroler Gemeinden finanziell bei der raschen Wiederherstellung von Schutzbauten, Ufern und Retentionsräumen nach Hochwasserereignissen.“ Der Fonds verfügt künftig über ein jährliches Volumen von mindestens drei bis vier Millionen Euro. Nach dem Grundsatzbeschluss der Tiroler Landesregierung zur Einrichtung des Fonds im Juni 2025 wird aktuell an den Förderrichtlinien gearbeitet.

Aktuell wird von den Wasserverbänden im Unterinntal zudem ein umfangreiches Rahmenübereinkommen mit der Landwirtschaftskammer Tirol erarbeitet. Dieses soll die Verpflichtungen des Wasserverbandes gegenüber den Grundeigentümer:innen in den Retentionsräumen regeln.

Die Grundeigentümer:innen erhalten für die Inanspruchnahme ihrer Flächen faire Entschädigungszahlungen auf Basis von durchgeführten Bodenbewertungen und Beweissicherungen. Wenn Schäden oder Verschmutzungen durch Hochwasserereignisse in den Retentionsräumen auftreten, verpflichtet sich der Wasserverband, diese wieder zu beheben und zu bereinigen.

Sprechstundentermine für interessierte Bürgerinnen und Bürger
Der Wasserverband bietet vor Ort in den Gemeinden Sprechstundentermine für Grundeigentümer:innen und alle Interessierte an. Um Anmeldung per Email unter wasserverband-uui@stadt.woergl.at oder Telefon unter +43 (0)50 6300 1418 wird gebeten.

Sprechstunden Juli

  1. Juli, 13-16 Uhr in Breitenbach/Kundl
    Gemeinde Breitenbach (Besprechungszimmer im 1. Stock)
  2. Juli, 13-16 Uhr in Wörgl/Angath
    Gemeinde Wörgl
  3. Juli, 17-20 Uhr in Kramsach
    Gemeinde Kramsach (kleiner Besprechungsraum im EG)
  4. Juli, 17-20 Uhr Brixlegg/Rattenberg/Radfeld
    Gemeinde Radfeld (Besprechungsraum im EG)
  5. Juli, 9-12 Uhr in Breitenbach/Kundl
    Gemeinde Kundl (kleines Besprechungszimmer im 1. OG)

Sprechstunden August / September

  1. August, 13-16 Uhr, Wörgl/Angath
    Gemeinde Wörgl (Bauamt Besprechungszimmer im 2. Stock)
  2. August, 13-16 Uhr in Kramsach
    Gemeinde Kramsach (kleiner Besprechungsraum im EG)
  3. August, 13-16 Uhr, Brixlegg/Rattenberg/Radfeld
    Gemeinde Brixlegg (Sitzungssaal)
  4. September, 13-16 Uhr in Wörgl/Angath
    Gemeinde Angath (Gemeindesaal)

 

Über den Wasserverband
Der Wasserverband Hochwasserschutz Unteres Unterinntal ist ein Zusammenschluss der Gemeinden Brixlegg, Kramsach, Rattenberg, Radfeld, Kundl, Breitenbach und Wörgl sowie von ÖBB, ASFINAG, TIWAG und Landesstraßen und arbeitet an einem gemeindeübergreifenden Hochwasserschutzprojekt, das das Verbandsgebiet zukünftig vor hundertjährlichen Hochwasserereignissen schützen wird. Im Unteren Unterinntal sollen 15 Linearmaßnahmen kombiniert mit drei Retentionsräumen und mehreren Pumpwerken zwischen Brixlegg und Angath Lebens- und Wirtschaftsraum sichern: 806 Wohngebäude, 224 Gewerbebetriebe, 26 öffentliche Gebäude, 900 ha Freiland und 160 ha Bauland.

Weitere Informationen zum Wasserverband und zum Hochwasserschutzprojekt finden Sie hier: https://wasserverband-uui.at/

Text: Rainer Hammerle