Neue Heimat rechtfertigt Wohnprojekt in der Augasse

„Wir haben aus der Ferne die politische Diskussion mitverfolgt und wollen das nicht unkommentiert stehen lassen“, eröffnete NHT-Geschäftsführer Hannes Gschwentner am 18. April 2019 eine Pressekonferenz im Stadtamt Wörgl, bei der es um das nächste Wohnbauprojekt der Neuen Heimat mit 40 Mietwohnungen in der Augasse direkt neben den Gleisanlagen der Bundesbahn ging.

„Hier wurde der Eindruck erweckt, dass eine minderwertige Wohnanlage an einem minderwertigen Standort errichtet wird. Wir lassen uns diesen Standort nicht krank reden und die Qualität nicht in Zweifel ziehen“, stellte Gschwentner einleitend fest und verwies auf ein Referenz-Projekt in Kundl, wo ebenfalls neben der Bahn 56 Wohneinheiten errichtet und durch besondere Bauweise vor Lärm geschützt wurden.

Auch die Wohnanlage in der Augasse in Wörgl erhalte doppelten Schallschutz, wie NHT-Prokurist Engelbert Spiss ausführte. „Die bahnseitige Fassade wird mit einer vorgezogenen geschlossenen Fassade als begrünter und mit Sichtfenstern ausgestatteter Laubengang versehen.“ „Dadurch entsteht ein vier Meter breiter, heller Freiraum vor den Wohnungseingangstüren mit vorgelagerten Abstellräumlichkeiten. Die Lifte sind so groß, dass damit auch Fahrräder transportiert werden können. An der Gebäuderückseite sind zudem die Nebenräume wie WC, Bad und Abstellräume untergebracht. Alle Wohnräume sind nach Süden orientiert. Durch den Passivhausstandard sind niedrige Betriebskosten garantiert. Hier ist definitiv hochwertiges und qualitativ gutes Wohnen möglich“, ist Architekt Jakob Haselsberger überzeugt.

Visualisierung der geplanten NHT-Wohnanlage in der Augasse neben der Bahntrasse - so sieht die Südost-Fassade aus. Grafik: Architekt Haselsberger

Visualisierung der geplanten NHT-Wohnanlage in der Augasse neben der Bahntrasse – so sieht die Südost-Fassade aus. Grafik: Architekt Haselsberger

Die Neue Heimat kaufte das Grundstück im August 2016 von der Bundesbahn, wobei dabei schon eine Planung vorlag. Die wurde allerdings aus Kostengründen wieder abgeändert: Die geplante Hochgarage mit Abstellplätzen vor den Wohnungstüren und spiralförmiger Rampenauffahrt sprengte den Kostenrahmen für die Wohnbauförderkriterien, auch aufgrund der vorgeschriebenen Brandschutzmaßnahmen. Zudem brachte die zur Bahn hin nicht abgeschlossene Garagenlösung weniger Schallschutz als die jetzige Laubengang-Variante.  Jetzt verschwinden die Autos in der Tiefgarage unterirdisch.

Bürgermeisterin Hedi Wechner wie den Vorwurf zurück, die Gemeinde habe bei der Widmung „getrickst“, um an dem Standort Wohnbau zu ermöglichen. Wechner: „Die erste Widmung erfolgte am 10.12.2015 von Freiland und Sonderfläche in allgemeines Mischgebiet. Nach Vorlage des lärmtechnischen Gutachtens am 9. Juli 2015 gab es am 20.9.2018 im Gemeinderat eine Widmungsänderung aufgrund der Projektänderung von der Hochgarage in eine Tiefgarage und der neuen nordwestseitigen Fassadengestaltung mit Laubengang. Daraufhin wurde das Lärmgutachten angepasst – aber nicht großzügiger ausgelegt. Die Adaptierungen betrafen u.a. den Lärmschutz für die Seitenwände und sind nicht zum Nachteil für die Bewohner.“

Bei der Umwidmung am 19. Februar 2019 für das 3.742 Quadratmeter große Grundstück neben der Bahntrasse wurde die Ausführung von massiven Verlängerungen der flankierenden Fassaden bei beiden Baukörpern in südöstliche Richtung über die volle Geschosshöhe und Balkontiefe sowie die Forderung nach natürlichen Lüftungsmöglichkeiten für alle Aufenthaltsräume entlang der Südostfassade eingefügt. Festgelegt wurde auch, dass jede Wohnung eine Möglichkeit zum Aufenthalt im Freien entlang der Südostfassade aufweisen muss. Bei der Beschlussfassung des Bebauungsplanes wurde die Wohnungsanzahl mit 32 angegeben, ursprünglich waren 25 im ersten Projekt geplant.

Wie die NHT bei der Pressekonferenz nun mitteilte, sind es 40 Zwei- bis Vierzimmerwohnungen, die um 5,9 Millionen Euro errichtet werden. 150.000 Euro kosten die Lärmschutzmaßnahmen. Fertigstellung und Übergabe soll im Jänner 2022 erfolgen.

Weitere NHT-Projekte in Wörgl

Die Neue Heimat errichtet derzeit auch Mietwohnungen in der Südtiroler Siedlung. Im Bereich des ehemaligen Billa-Areals in der Steinbacherstraße entstehen 65 Mietwohnungen und ein Jugendtreff, die im November 2019 übergeben werden. Anschließend wird mit dem nächsten Bauabschnitt mit 46 Wohnungen begonnen.

Gebaut wird auch weiter westlich in der Steinbacherstraße, als letzter Abschnitt der Erneuerung der Südtiroler Häuser in diesem Bereich, hier entstehen 12 Wohnungen. Insgesamt errichtet die NHT am bestehenden Standort in der Südtiroler Siedlung 350 neue Wohnungen.

Über eine Grundstücksreserve für weiteren Wohnbau verfügt die Neue Heimat in der Ganglstraße mit dem Gelände der ehemaligen Offiziershäuser, das von der BIG gekauft wurde. Ein Mieter mit unbefristetem Mietvertrag bewohnt noch das letzte, noch nicht abgerissene Haus.