Unterhaltsame Lesung mit Roman Klementovic

Er mag Bier, Punkrock, Fußball, war bis 30 bekennender Nicht-Leser und überraschte Wörgls Büchereileiterin Manuela Atzl ganz unkonventionell mit einem Handy-Foto, als diese dabei war, dem Publikum der Autorenlesung am 19. November 2025 im Tagungshaus Wörgl gerade die Biografie des erfolgreichen österreichischen Thriller-Autors näher zu bringen: So schnell und fesselnd wie Roman Klementovic schreibt, gewinnt er auch seine Leserschaft.

Vor zwei Monaten erschien sein bereits 8. Buch, der Thriller „Dunkelnah“. Klementovic ist fasziniert von „Lost places“ – und fand im maroden, längst stillgelegten Südbahn-Hotel am Semmering die Vorlage für den geheimnisumwobenen Plot, der in der Ich-Erzählperspektive ausgerollt wird: Simon, auf der Flucht vor seinem eigenen Leben, heuert nach einer Zeitungsanzeige als Hausmeister im „Waldhotel“ an und glaubt an dessen baldige Wiedereröffnung. Als er hinkommt, entpuppt sich das Luxushotel als Bruchbude auf einer Lichtung im Wald und sein Instikt sagt „hau ab!“ Doch Simon bleibt, stößt auf das rätselhafte Verschwinden einer jungen Frau und verdächtigt die Hotelbesitzer, damit etwas zu tun zu haben – mit verhängnisvollen Folgen.

Während nach der TV-LandKrimi-Verfilmung in Anlehnung an Klementovic´s Erstlings-Thriller „Immerstill“  seit einigen Tagen die Dreharbeiten zur zweiten Buchverfilmung „Wenn das Licht gefriert“ mit Adele Neuhauser, Erwin Steinhauer und Fritz Karl laufen, schreibt der Autor am 9. Buch mit vier Kurzgeschichten als Fortsetzung zu den bisher veröffentlichten Büchern. In zwei davon gab er auch bei der Lesung in Wörgl einen kurzen Einblick.

Klementovic inszeniert seine spannenden Thriller rund um Themen, meist im Familienumfeld, seine Protagonisten schlittern in die Handlung hinein. Die Idee zum Thriller „Wenn der Neben schweigt“ lieferte Trash-TV – er greift die „Messi-Syndrom“-Problematik auf: Als Jana 16 ist, wird ihre Mutter ermordet, der Vater steht in Verdacht. 13 Jahre später kommt Jana zurück nach Hause – ihr Vater wurde mittlerweile zum Messi – der Showdown im vermüllten Haus wird zum Überlebenskampf. „Wenn das Licht gefriert“ greift das Thema Alzheimer und Demenz auf – was passiert, wenn ein Mord 22 Jahre ein dunkles Geheimnis war und mit der Krankheit plötzlich Details ans Licht kommen, die keiner wissen kann außer der Mörder? In „Tränengrab“ stellt sich die Frage „was, wenn du einen Mörder stoppen könntest?“

Klementovic, in Wien geboren, bis zum 18. Lebensjahr aufgewachsen in Breitenegg im Marchfeld und seither wieder in Wien beheimatet, beschäftigte sich beruflich zehn Jahre lang mit Marketing in der Musikindustrie. „Bis 30 war ich ein bekennender Nicht-Leser“, gesteht Klementovic, der bis dahin auch nie in Betracht zog, selbst zu schreiben. Das änderte sich schlagartig anlässlich der Hochzeit eines Freundes auf Hawaii – um die langen Wartezeiten der Flugreise zu überbrücken, kaufte er sich einen Krimi. Das Lesen triggerte seine Fantasie. Schrieb er anfangs noch mit realen Schauplätzen, so sind es jetzt fiktive Orte.

Die Bedeutung von Sprache und Lesen bzw. Vorlesen erfährt der Erfolgsautor jetzt auch durch seine kleine Tochter. Welche Literatur es schon für die Kleinsten in Wörl zu leihen gibt, davon konnte er sich beim Büchereibesuch nach der Lesung überzeugen. Unter der Leitung der pensionierten Buchhändlerin Manuela Atzl betreut das engagierte Bücherei-Team eine umfangreiche Bibliothek mit unterschiedlichen Genres vom Roman bis zu Sachbuch und kindgerechten Medien, zu denen neben Bilderbüchern auch „Futter“ für die „Tony“-Hörbox zählt.

„Aktuell haben wir einen Schwerpunkt auf zweisprachige Literatur für Kinder“, berichtet Atzl von einem Projekt in Kooperation mit dem Rotaryclub Wörgl-Brixental, bei dem bebilderte Kinderbücher in Deutsch und Sprachen wie türkisch, arabisch, ukrainisch, persisch, spanisch, russisch, englisch oder französisch in einer eigenen, kindgerechten Bücherinsel zur Verfügung stehen.

Auf Kinder- und Jugendliteratur liegt ein großer Schwerpunkt: „Mittlerweile kommen alle Wörgler Kindergärten mit den Kindern und es gibt eine Kooperation mit den Volksschulen“, freut sich Atzl. „Mehr als die Hälfte unserer Mitglieder sind Kinder!“

Bücher sind die Leidenschaft von Manuela Atzl – sie liebt es, die Kataloge der Verlags-Neuerscheinungen durchzustöbern. Die Einkaufslust wird allerdings durch das beschränkte Budget gebremst: „Wir könnten Sponsoren noch gut gebrauchen!“, lautet deshalb ihr „Wunsch ans Christkind“. Wer sich jetzt selbst ein Bild vom Lesestoff der Bücherei Wörgl im 2. Stock des Tagungshauses in der Brixentaler Straße 2 machen will – hier die Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag von 15 bis 19 Uhr, Mittwoch von 9 bis 11 Uhr.