Weideschutz-Zonen gegen Wolf und Bär

Der Tiroler-Bauernbund-Abgeordnete und Form-Land Obmann Hermann Gahr bringt eine parlamentarische Anfrage zur Situation mit großen Beutegreifern in Österreich ein, die auf die Errichtung von Weideschutz-Zonen analog zu Nordeuropa abzielt.

„Die Probleme rund um die Rückkehr der Wölfe und Bären kann man mittlerweile als dramatisch beschreiben. Österreichweit gab es im vergangenen Jahr 497 Schafrisse verursacht von Wölfen. Tirol ist hier besonders leidgeprüft, dort fielen rund 256 Schafe Wölfen zum Opfer. Neben den Hunderten Rissen gab es auch zahlreiche frühzeitige Almabtriebe. Viele Bauern wollen ihre Tiere im Sommer nicht mehr auf die Almen treiben. Das wäre eine Katastrophe für die Landwirtschaft und die gesamte Gesellschaft“, erklärt der Tiroler-Bauernbund-Abgeordnete und Form-Land Obmann Hermann Gahr. Aus diesem Grund brachte Gahr eine parlamentarische Anfrage an Bundesministerin Leonore Gewessler ein.

21 Fragen sollen von Bundesministerin Gewessler rund um die Problematik mit den großen Beutegreifern beantwortet werden. „Es braucht Klarheit was die Zuständigkeiten und Verantwortung bezüglich der großen Beutegreifer betrifft. Es geht hier um die Zukunft der Almwirtschaft“, so Gahr weiter. Die Anfrage soll von Ministern Leonore Gewessler bis spätestens 20. März beantwortet werden.

Drei Bundesländer (Tirol, Kärnten und Salzburg) haben auf die Probleme und steigendenden Risse von großen Beutegreifern bereits reagiert und in ihren Bundesländern Sonderregelungen zur leichteren Entnahme von Wölfen und Bären beschlossen. „Drei Bundesländer haben bereits reagiert und viele ihrer Möglichkeiten ausgeschöpft, doch hier benötigen wir ein österreichweit koordiniertes Vorgehen. Neben den Lösungen in den einzelnen Bundesländern braucht es ein österreichweites Wolfsmanagement. Dieses muss nun endlich in Angriff genommen werden“, so Gahr.

Vor Weihnachten wurde ein Gutachten von Professor Dr. Norer im Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs von den Mitgliedern beschlossen. Darin wird klar aufgezeigt, dass Weideschutzzonen in Österreich umsetzbar sind. In diesen Weideschutzzonen nach Vorbild von Schweden und Finnland können große Beutegreifer leichter entnommen werden.

„In meiner Anfrage möchte ich von Ministerin Gewessler genau wissen, wie sie das Gutachten von Dr. Norer und die aufgezeigten Möglichkeiten inklusive der Ausweisung von Weideschutzzonen beurteilt. Laut Experten ist die traditionelle Rentierzucht in Schweden und Finnland gleichzusetzen mit der traditionellen Almwirtschaft in Österreich. Deswegen brauchen wir in Österreich für sensible Gebiete die gleiche Ausnahmeregelung. Ministerin Gewessler soll uns genau erläutern, worin der Unterschied zwischen der österreichischen Almwirtschaft und der Rentierzucht besteht. Wieso ist die Almwirtschaft nicht schützenswert oder wieso ist sie anders zu beurteilen? Das würde mich und vor allem die betroffenen Bäuerinnen und Bauern sehr interessieren“, erklärt der Tiroler.

Link zur Anfrage: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/J/J_09459/index.shtml

Text: Mag. Silvia Leitner/Parlamentarische Mitarbeiterin

Wölfe sind nicht nur auf Almen unterwegs - hier warnt ein Bauer in Walchsee. Foto: Veronika Spielbichler

Wölfe sind nicht nur auf Almen unterwegs – hier warnt ein Bauer in Walchsee. Foto: Veronika Spielbichler

Wolfsverdacht in Erl genetisch bestätigt

Bei einem in Erl (Bezirk Kufstein) am 13. Dezember 2021 amtstierärztlich begutachteten Schaf wurde die DNA eines Wolfs aus der italienischen Population nachgewiesen, teilte das Land Tirol am 12. Jänner 2022 mit. Damit hat sich der bereits geäußerte Wolfsverdacht bestätigt. Ob dieser Riss ebenfalls jenem Wolf, der sich zuvor im Ötztal sowie im Oberinntal aufgehalten hat, zuzuordnen ist, steht noch nicht fest. Hier muss noch das Ergebnis der Genotypisierung abgewartet werden. Allerdings wurde der in Tirol mehrfach nachgewiesene Wolf, der in Deutschland die Bezeichnung GW2425m trägt, beinahe zeitgleich anhand eines Wildrisses im Landkreis Rosenheim und zuletzt im Berchtesgadener Land genetisch bestätigt.

Bei einem ebenfalls Mitte Dezember in Erl tot aufgefundenen Reh wurde hingegen keine DNA eines großen Beutegreifers nachgewiesen. Dies gilt auch für ein Mitte Dezember untersuchtes Reh in Schmirn (Bezirk Innsbruck-Land).

Jener Wolf aus der italienischen Population, der vergangenes Jahr am 25. November im Gemeindegebiet von Umhausen (Bezirk Imst) und am 28. November im Gemeindegebiet von Oberhofen jeweils anhand eines Rotwildrisses sowie am 1. Dezember bei einer Losung aus Oberperfuss (beide Bezirk Innsbruck-Land) nachgewiesen wurde, dürfte sich jetzt in Bayern aufhalten. Das haben die Ergebnisse der genetischen Untersuchung zur Bestimmung des Individuums sowie der Datenabgleich mit dem benachbarten Bayern erbracht.

Bei einer Mitte Dezember begutachteten toten Gams im Gemeindegebiet von Längenfeld (Bezirk Imst) erbrachte die DNA-Analyse der Tupferproben einen Luchsnachweis. Kurz nach Dreikönig dieses Jahres wurde im Gemeindegebiet von Umhausen zudem ein Luchs von einer Wildkamera fotografiert.

In der Zeit um den Jahreswechsel wurden von einigen Wildtieren und verdächtigen Losungen weitere Proben genommen und zur genetischen Untersuchung geschickt. Die Ergebnisse sind noch ausständig.

www.tirol.gv.at/baer_wolf_luchs

Text: Land Tirol/ Mag. Christa Entstrasser-Müller