Wörgler Aschermittwoch: Bierstacheln und Büttenrede

Was Menschen gern tun, nehmen sie schnell als Tradition an. Und so kann das eigentlich erst 8. Starkbierfest am Aschermittwoch, ausgerichtet von der Sozialinitiative Wörgler für Wörgler und Szene-Wirt „Silas“ Helmut Sailer, sich in unserer schnelllebigen Zeit durchaus schon mit dem Attribut Tradition schmücken – zumal man mit Bierstacheln und Büttenrede in Art des politischen Aschermittwochs durchaus an Traditionen andernorts anknüpft.

Nach dem alten Mönchsmotto „Flüssiges bricht das Fasten nicht“ wurden auch heuer obergärige Bierspezialitäten aus dem benachbarten Bayern  als „Fastenzeittrunk“ eingekellert. Abgeholt wurde der „Herzog-Christian-August-Weißbierbock“ und der dunkle „Hauptmann-Stiber-Trunk“ aus dem Hause Sperber im bayrischen Sulzbach-Rosenberg am Faschingssonntag von Dr. Günther Moschig und DJ Willy van Dyke. „Den Bierpreis haben heuer vollständig vier Sponsoren übernommen“, freuen sich Moschig und Sailer und bedanken sich bei Gerhard Thurner, Matthias Bramböck, der Zentralapotheke und der Sparkasse Wörgl. Was am Aschermittwoch nicht geleert wurde, kann übrigens noch bis Ostern in der Sito-Bar verkostet werden. Der gesamte Verkaufserlös wird für den sozialen Zweck gespendet.

Ein besonderes Geschmackserlebnis gab´s allerdings nur am Aschermittwoch: Auf Wunsch „stachelte“ Hobby-Schmied Andreas Rudolf im Hinterhof die Bierspezialitäten, was vor allem dem dunklen Bier eine karamellige Note verleiht. „Die Firma Farthofer hat uns die mobile Esse jetzt geschenkt“, freut sich Dr. Moschig und weist auf den kulturgeschichtlichen Hintergrund hin: „Früher zogen die Schmiede damit von Hof zu Hof, um vor Ort Pferde zu beschlagen. Das Bierstacheln ging wohl auch aus dieser Praxis hervor – mit dem glühenden Stachel wärmten sich in der kalten Jahreszeit die Schmiede ihr Bier einfach auf.“

Eine deftige Zugabe für die anwesende Polit-Prominenz wie auch für die Spendenkasse steuerte „Lost in Wörgl IV“-Mastermind Stefan Peschta bei. In seine launige Büttenrede in Reimform unter dem Motto „Das Wunder von Wörgl 2.0“ nahm er die Regionalpolitik kräftig aufs Korn. Die Straßenbaumillion fand im Spottgedicht ebenso ihren Einzug wie die ICG-Budgetsanierung oder die Stadtpark-Odyssee vom Gradlanger zum Fischerfeld. Das Längsparken in der Bahnhofstraße bot sich als lohnenswerter Stoff ebenso an wie das Rodeln auf dem Möslalmweg. Für schallendes Gelächter war jedenfalls hinlänglich gesorgt – auch bei jenen, die sich da die Leviten lesen lassen mussten. Zu guter Letzt fettete Peschta dann noch die Spendenkasse mit Einnahmen aus den vier bestens besuchten Lost in Wörgl IV-Kabarettabenden  auf und versteigerte die „DKT-Wörgl-Edition“ kurzerhand unter den Anwesenden. Und da bot auch Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner eifrig mit und so erstand sie das adaptierte Spiel mit einem Ausrufungspreis von 10 Euro schließlich um das 20fache. Dass bei guter Laune weitergefeiert wurde, dafür sorgte in bewährter Weise wieder die Tanzlmusig MUNDO der Wörgler Stadtmusikkapelle.