Wörgler Gemeinderat mehrheitlich für WAVE-Schließung

Mit namentlicher Abstimmung entschied der Wörgler Gemeinderat am 29. April 2021 über die Zukunft des Wörgler Erlebnisbades WAVE – mit 13 Ja- bei 8-Nein-Stimmen wurde die Schließung der Wörgler Wasserwelt mit 31. August 2021 und Zuschüsse von maximal weiteren 2 Millionen Euro für das WAVE beschlossen, um damit laufenden Verpflichtungen nachzukommen und den Abriss zu finanzieren.

Der Abstimmung ging eine auch emotional geführte Debatte voran. Der zu Beginn der Sitzung von den Wörgler Grünen eingebrachte Dringlichkeitsantrag zur Vertagung der Entscheidung, um nochmals Finanzierungsgespräche mit dem Land, Umlandgemeinden und Touristikern zu führen, wurde mit 13:8 abgelehnt – die 9 Mandatare der Liste Hedi Wechner und die vier der FWL (wobei Carmen Schimanek von Getrud Sommer vertreten wurde) ließen sich vom eingeschlagenen Schließungskurs nicht abbringen.

Fürs Protokoll teilte Bgm. Hedi Wechner nochmals das Ergebnis der Volksbefragung mit. Den Beschlussvorschlag, mit dem sie vom Gemeinderat ermächtigt wird, alle Handlungen zur Einstellung des Betriebes der Wörgler Wasserwelt mit 31. August 2021 zu setzen und den Stadtrat ermächtigt, die WAVE-Betriebsgesellschaft mit weiteren Zuschüssen zu bedienen um eine Insolvenz abzuwenden, erläuterte Mag. Walter Hohenauer, einer der drei WAVE-Geschäftsführer. In dieser Funktion ist seit 2020 auch Stadtamtsleiter Mag. Philipp Ostermann-Binder tätig. Der langjährige WAVE-Geschäftsführer Andreas Ramsauer ersuchte, der Sitzung nicht beiwohnen zu müssen und war abwesend.

Grün-GR CI Catarina Becherstorfer eröffnete mit ihrer Wortmeldung die Diskussion. Der Kurswechsel von Pro-Sanierung zu Schließung sei nicht nachvollziehbar, nachdem bis vor kurzem noch kräftig ins Bad investiert wurde: „Letztes Jahr lautet die Devise noch unbedingt sanieren – und jetzt soll es so marod sein, dass nicht einmal mehr Gespräche geführt werden und stur drübergefahren wird.“ Sie mutmaßte, dass „das Grundstück wohl schon verkauft ist“ und wies darauf hin, dass ein Freibad fürs Schulschwimmen nicht geeignet ist. Auch die Eile der Schließung stößt auf Unverständnis.

Bgm. Wechner räumte den Sinneswandel ein, begründete ihn auch mit Corona-bedingter Unsicherheit und Verlusten. Aus heutiger Sicht würde sie auch das Wellenbad nicht mehr sanieren – aber im Februar 2020 war man noch von anderen Voraussetzungen ausgegangen. Wechner schilderte weiters ihre Sicht der Suche nach Finanzierungspartnern – sie hätte kein ernstzunehmendes Interesse beim Land oder anderen Bürgermeistern festgestellt, sie hätte keine konkreten Unterstützungszusagen erhalten. Als Indiz dafür, dass das Land „nie die Absicht hatte, Wörgl zu unterstützen“, wertet Wechner, dass „im Februar 2021 Langkampfen eine Zusage im zweistelligen Millionenbetrag von Bund und Land für die Errichtung eines Regionalbades mit Schwimmzentrum“ erhalten habe. Das WAVE-Grundstück sei noch nicht verkauft, das sei nicht der Grund für die Schließung – das sei ausschließlich der Zustand des Erlebnisbades. Ihr sei die Bedeutung der Wörgler Wasserwelt als Regionalbad bewusst, aber es sei „der Stadt nicht zumutbar, bis 2040 für ein Regionalbad zu zahlen.“

Vizebgm. Mario Wiechenthaler begründete den Meinungsumschwung von pro zu contra Sanierung in den Reihen der FWL ebenso mit Corona-Verlusten und Gutachteraussagen, sieht die jetzigen Anträge zum Erhalt der Wörgler Wasserwelt als politisch motiviert und das „blau-rote“ Wörgl in der Opferrolle „politischer Machtdemonstration auf Kosten der Wörgler Steuerzahler“.

VP-Gemeinderat Kayahan Kaya wollte wissen, ob es eine Bedarfserhebung für ein Freibad in Wörgl gibt und ob das wirtschaftlich sinnvoll sei – der Bedarf an Freibädern sei im Raum Wörgl jetzt schon gedeckt. Auch für ihn sei es „nicht nachvollziehbar, dass man sich nicht noch einmal an einen Tisch setzt und eine Lösung sucht.“

Bgm. Wechner zitierte eine Umfrage, die vor Errichtung des WAVE in Wörgl gemacht wurde. Dieser zufolge wollten nur 27 % das WAVE haben. Zur Wirtschaftlichkeit: „Ein Freibad ist immer ein Servicebetrieb und nie gewinnbringend.“

Ein klares Ja zum WAVE leitet Michael Riedhart, VP-Stadtparteiobmann und Gemeinderat der Jungen Wörgler Liste aus dem Volksbefragungsergebnis ab. Er ortet Gesprächsbereitschaft beim Land, wollte mit dem Schließungsbeschluss die nächste Landtagssitzung sowie die Bürgermeisterkonferenz im Mai abwarten. Hinter der Eile vermutet er „offensichtlich sehr hohen Druck zur Liegenschaftsverwertung“. Die Wörgler Stadtführung habe bei Gesprächen mit dem Land heuer im Jänner kein Interesse an einer Sanierung des WAVE gezeigt. Riedhart rechnete vor, dass beim Verkauf der Liegenschaft als Gewerbegrund der Kaufpreis bei 10 Millionen Euro liegen würde und „damit unterm Strich ein Nullsummenspiel“ für die Stadtkasse rauskomme – da dieses Geld zur Bedienung offener Schulden verwendet werden könne. Kein Nullsummenspiel sei es für Kinder, Senioren, Vereine. „Wo ist der Plan B? Wo das Grundstück für ein Freibad? Wo das Konzept? Das ist eine klassische Fahrt ins Blaue. Ich appelliere, mit dem Herz zu entscheiden, nicht nach Clubzwang“, so Riedhart.

Was Bgm. Hedi Wechner mit „Märchenstunde“ kommentierte. Sanieren würde viel mehr kosten als abreißen. Sie betonte nochmals, dass es ihr „um den Erhalt des finanziellen Spielraumes für die Stadt bis 2040“ gehe. Riedhart meinte, dass er das auch nicht erwarte – sondern Gespräche mit Finanzierungspartnern.

Stadtrat DI Emil Dander (Liste Wechner) wittert ebenfalls ein „politisches Spiel“: „Die Gemeinde Langkampfen ist schon ziemlich weit bei der Ausarbeitung eines Regionalbades und hat eine Zusage von 20 Millionen Euro. Das ist schon lang entschieden.“ Dander bezeichnete die Anträge der Grünen als „naiv“. „Nach meinen Recherchen gibt es keine 20 Millionen Euro-Zusage“, konterte Riedhart. Es gehe nicht um ein politisches Spiel, sondern „um die Zukunft der Kinder und des Schwimmclubs“. Deshalb solle man „einmal gemeinsam an einem Strang ziehen und heute damit anfangen.“ „Uns geht es um die Stadt, euch um den Schwimmclub“, warf Bgm. Wechner Riedhart vor.

„Im Stadtrat stimmte ich gegen die Schließung“, meldete sich Vizebgm. und Sportreferent Hubert Aufschnaiter zu Wort und argumentierte, dass es „in erster Linie um Schulen, ums Schwimmenlernen der Kinder und Senioren gehe – da habe die Gemeinde eine soziale Verpflichtung. Das Wave solle zumindest noch für einige Jahre weiter betrieben werden, bis Alternativen bestehen. Aufschnaiter ortet beim TVB, bei der Landesregierung und auch beim Kufsteiner Bürgermeister Interesse, Wörgl zu unterstützen.

Sie sei „bestürzt über die Art und Weise der Diskussion“, meldete sich GR Mag. Gabi Madersbacher (Liste Wechner) –  man solle fachlich und sachlich bleiben. Dass der Schwimmclub fürs Wave kämpfe, mache Demokratie aus. Madersbacher listete auf, dass Wörgl bis jetzt schon 21,5 Millionen Euro fürs Wave ausgegeben habe, bis 2032 noch 9 Millionen aushaften.  Die zu erwartenden Investitionen seien „jenseitig“, sie wolle künftige Gemeinderäte bis 2040 nicht damit belasten und deshalb jetzt „die Reißleine ziehen. Ich will Wörgl als Mandatar nicht bis 2040 an die Wand fahren.“

„Das WAVE können wir ohne Partner nicht halten. Ich bitte darum, nochmal zu verhandeln“, versuchte Grün-GR Richard Götz nochmal einen Vorstoß zur Verschiebung der Entscheidung. „Es gibt interessierte Bürgermeister – bei der Bürgermeisterkonferenz sollte man darüber reden“, so Götz. Vielleicht gäbe es eine Alternative – trotz Schließungsbeschluss (den der Gemeinderat ja auch wieder ändern könne, Anm. d. Red.)

Götz wollte nochmals wissen, seit wann die extremen Mängel bekannt sind. Warum nicht früher reagiert wurde, wer davon wusste. Bgm.Wechner: „2019 waren erhebliche Mängel bekannt, das Ausmaß aber nicht.“

FWL-GR Christian Huter spielte auf die WAVE-Eintrittspreise an und sprach sich für ein neues Freibad aus als „Chance, um für 6 bis 8 Euro sozialverträglich schwimmen zu gehen“.  Ob dieses Bad nur für Wörgler sei, wollte GR Becherstorfer wissen. „Jetzt wird die Sache lächerlich – es war nie von einem Freibad für Wörgler mit Meldeschein die Rede“, brach Bgm. Wechner die Diskussion ab.

Abschließend stellte GR Taxacher den Antrag auf namentliche Abstimmung, die Stadtamtsleiter Mag. Philipp Ostermann-Binder dann leitete. Die Mandatare der Liste Hedi Wechner sowie der FWL stimmten für die Schließung mit 31.8.2021, die Mandatare der Bürgerliste Wörgler Volkspartei, vom Team Wörgl, der Jungen Wörgler Liste und der Wörgler Grünen dagegen.