Wasserverband ohne Radfeld gegründet

Der Wasserverband „Hochwasserschutz Unteres Unterinntal“ hat sich nach rund eineinhalb Jahren Vorbereitungszeit  am 26. Februar 2019 gegründet – allerdings ohne die Zustimmung Radfelds, das nun zur Mitgliedschaft verpflichtet werden soll.

Mit den Gemeinden Breitenbach, Brixlegg, Kramsach, Kundl, Rattenberg und Wörgl sowie den Infrastrukturträgern treten zehn Mitglieder dem Verband auf Basis der gemeinsam erarbeiteten Statuten freiwillig bei. Die Gemeinde Radfeld hat ihren freiwilligen Beitritt an eine weitreichende Änderung der Statuten geknüpft. Aus diesem Grund wurde der Beschluss gefasst, Radfeld verpflichtend am Wasserverband zu beteiligen. Angath hat bereits im Vorfeld eine Mitgliedschaft abgelehnt, diese ist gesetzlich nicht zwingend erforderlich.

„Es ist erfreulich, dass nach intensiven Vorbereitungsarbeiten und ausführlichen Informationen für alle Betroffenen nunmehr die Behörde um Anerkennung als Wasserverband ersucht werden kann. Gemeinsam will man an einer möglichst raschen Umsetzung des Hochwasserschutzes für 2.200 gefährdete Gebäude und 160 Hektar Bauland im Verbandsgebiet Unteres Unterinntal arbeiten. Es geht um gemeinsame Interessen, um den Schutz der Bevölkerung, um Sachwerte und um die künftige Entwicklung in der gesamten Region“, erklärt Bezirkshauptmann Christoph Platzgummer.

Sobald der Wasserverband und die Beiziehung der Gemeinde Radfeld von der Wasserrechtsbehörde per Bescheid anerkannt und die Statuten genehmigt sind, kann der Wasserverband die operative Arbeit aufnehmen. Dazu gehört die Beauftragung der Einreichdetailplanung. Aufgabe eines Wasserverbandes sind die Errichtung der schutzwasserbaulichen Maßnahmen sowie die Instandhaltung und Sanierung bereits bestehender sowie neu zu errichtender Hochwasserschutzbauten und Verbandsanlagen.

Schutzprojekt liegt seit Ende 2016 vor

Seit Ende 2016 liegt das so genannte Generelle Projekt für den Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal vor. 18 Kilometer Mauern und Dämme sowie drei optimierte Retentionsräume in Kramsach, Radfeld/Kundl und Angath mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 8,5 Millionen Kubikmeter Wasser sollen die 2.200 gefährdeten Gebäude in der Region künftig vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis bestmöglich schützen.

Im Jahr 2018 wurde auf Basis der Rückmeldungen der Grundeigentümer und Gemeinden eine Variante für den Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal ausgearbeitet. 90 Prozent der Anregungen wurden dabei berücksichtigt. Von der Anpassung des Projekts besonders profitieren würde Radfeld. Der Retentionsraum Kundl/Radfeld könnte durch verschiedene Maßnahmen im Gemeindegebiet von Radfeld um über 21 Hektar reduziert werden.

www.hochwasserschutz-unterinntal.at

Diese Grafik zeigt, welche Flächen ohne und mit Hochwasserschutz von Überflutungen betroffen sind. Foto: Land Tirol

Diese Grafik zeigt, welche Flächen ohne und mit Hochwasserschutz von Überflutungen betroffen sind. Foto: Land Tirol

Chronologie

2009 bis 2012          Bund und Land überarbeiten systematisch die Gefahrenzonenplanung für das gesamte Unterinntal

2012 bis 2014          Regionalstudie mit Analyse der Schutznotwendigkeiten und Maßnahmenvorschläge im Unterinntal. Erkenntnis, dass Hochwasserschutz nur gemeindeübergreifend möglich ist.

2015                           Auftragsvergabe der Planungsarbeiten für den Abschnitt Unteres Unterinntal und Start Information für die GemeindevertreterInnen

2015 bis dato            Durchführung von 8 Planungstreffs für die VertreterInnen der betroffenen Gemeinden sowie der Grundeigentümer

01/2016                     Planungsstart Generelles Projekt Hochwasserschutz Unteres Unterinntal

09/2016                     Start Arbeiten zur Gründung eines Wasserverbandes mit den  Gemeinden und den Infrastrukturträgern ÖBB, ASFINAG, TIWAG, Landesstraßenverwaltung; bis 2019 fünf Arbeitssitzungen, drei Informationstreffen und zwei Exkursion

12/2016                     Vorlage des Generellen Projekts

04 bis 07/2017         Einzelgespräche mit ALLEN Grundeigentümern in den Retentionsräumen Kramsach/Voldöpp, Radfeld/Kundl und Angath (Agrarische Grundlagenerhebung)

12/2017                     Vorstellung des Berichts zur Agrarischen Grundlagenerhebung

01 bis 04/2018         Anpassung der Planung und Einarbeitung der Wünsche und Anregungen der Grundeigentümer und Gemeinden (Variante 2018)

02/2019                     Gründungsversammlung Wasserverband Unteres Unterinntal

 

Text: Land Tirol