Almsaison 2025: steigende Risszahlen

Mehr Nutztierrisse als im Vorjahr weist die vorläufige Bilanz der Almsaison 2025 aus, wie das Land Tirol am 23. Oktober 2025 mitteilt. Besonders Wölfe stellen eine Herausforderung dar: Bei 26 Abschussverordnungen wurden lediglich sechs Wölfe bislang entnommen. Für Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler „bleibt die reguläre Bejagung des Wolfes   langfristiges Ziel.“

Trotz vereinzelter Wetterkapriolen und der zunehmenden Präsenz von Großraubtieren zeige die vorläufige Bilanz der Almsaison 2025 in Tirol insgesamt stabile Entwicklungen. In vielen Regionen sorgten ausreichende Niederschläge und gute Grasbestände für zufriedenstellende Weidebedingungen. Gleichzeitig bleibt der Schutz der Nutztiere vor großen Beutegreifern eine zentrale Herausforderung.

„Alles in allem können wir mit Blick auf die Tiergesundheit und die Futterlage auf eine überwiegend positive Saison zurückblicken. Gesunde Tiere und gute Weiden sind ein zentraler Faktor für Tirols Almwirtschaft. Gleichzeitig machen die steigenden Risszahlen durch Großraubtiere deutlich, dass der Schutz unserer Nutztiere weiterhin konsequent verfolgt werden muss“, zieht LHStv Josef Geisler eine erste Bilanz über den heurigen Almsommer. Durch das Tiroler Modell der Maßnahmenverordnungen wurden im heurigen Jahr bis dato insgesamt 26 Abschussverordnungen für Wölfe erlassen. Sechs davon konnten bisher von der Jägerschaft erfüllt werden.

Vorläufige Zahlen im Überblick

Mit Stand Mitte Oktober sind insgesamt 217 tote Nutztiere gesichert einem Großraubtier als Verursacher zuordenbar. Auf Wölfe entfallen 172 Schafe, sechs Rinder, ein Alpaka und eine Ziege, auf Bären 21 Schafe, ein Pferd und zwei Esel, zudem wurden durch ihn zwei Wildfütterungen und ein Bienenstand beschädigt. Der Goldschakal verursachte den Verlust von dreizehn Schafen. Die finalen Zahlen zu den durch große Beutegreifer verursachten Schäden, insbesondere zu verletzten und vermissten Tieren, liegen derzeit noch nicht vor und werden im Jahresbericht des Landes bekannt gegeben.

Die Zahlen zeigen einen deutlichen Anstieg der Risse durch Wölfe im Vergleich zum Vorjahr, auch die Gesamtzahl der genetisch nachgewiesenen Wölfe mit 25 Individuen ist gestiegen. Die meisten dieser Tiere stammen aus der italienischen Quellpopulation, zusätzlich wurde ein Wolf aus der dinarischen Population nachgewiesen. Die höchste Wolfspräsenz war in den Bezirken Lienz und Innsbruck-Land zu verzeichnen, mit jeweils sieben Individuen, gefolgt vom Bezirk Landeck mit fünf Individuen.

Insgesamt wurde in Tirol in den Bezirken Imst, Landeck und Lienz im heurigen Jahr 22 Mal ein Bär nachgewiesen – zuletzt Anfang Oktober mittels Wildkamera im Gemeindegebiet von Pfunds. Anhand der bisher vorliegenden Ergebnisse von weiterführenden genetischen Untersuchungen von Proben im heurigen Jahr wurden zumindest zwei männliche Bärenindividuen nachgewiesen. Eines davon im Tiroler Oberland – es handelt sich dabei um dasselbe Individuum, das bereits im letzten Jahr im Tiroler Oberland nachgewiesen werden konnte und ein weiters Individuum in Osttirol.

Herdenschutz und Tiergesundheit

Der Sommer auf den Herdenschutz-Projektalmen verlief erfolgreich, auf einer Alm gab es zudem einen deutlichen Zuwachs an aufgetriebenen Schafen. Die Pilotalmen liefern wertvolle Informationen darüber, wo sie überhaupt umsetzbar sind und welche Herausforderungen bestehen. In erster Linie werden auf den Pilotalmen Auswirkungen in Bezug auf Tiergesundheit, Gewichtsentwicklungen, gelenkte Weideführung, Tierverluste, Hirtenarbeit, Vegetation und auch Kosten erhoben.

Seitens des Landes Tirol wird Herdenschutz auf freiwilliger Basis unterstützt. So unterstützte das Land Tirol seit dem Jahr 2020 den Einsatz von rund 900 GPS-Trackern mit Fördermitteln in Höhe von 67.000 Euro. Für Herdenschutzzäune gingen rund 700 Anträge ein, wofür insgesamt etwa 780.000 Euro ausbezahlt wurden. Damit konnten rund 200 Kilometer Herdenschutzzaun errichtet werden – das entspricht in etwa der Fahrtstrecke von Innsbruck nach Lienz. Zudem werden die drei Herdenschutz-Pilotprojekte jährlich mit rund 300.000 Euro gefördert. Die Almprojekte werden im kommenden Jahr mit einigen Anpassungen sowie dem Schwerpunkt auf gelenkte Weideführung fortgeführt.

„Tirol hat mit seiner kleinstrukturierten Almwirtschaft eine besondere Situation. Es geht um den Schutz der Almtiere und der Almwirtschaft. Unser langfristiges Ziel bleibt daher die reguläre Bejagung des Wolfes. Wichtig ist, dass wir im Anlassfall auch in Zukunft schnell reagieren und Abschüsse ohne langen bürokratischen Vorlauf veranlassen können. Jeder Nutztierriss durch einen großen Beutegreifer ist ein schwerer Verlust – wirtschaftlich wie auch emotional. Der heurige Almsommer hat zudem beispielsweise im Wipptal gezeigt, dass auch Herdenschutzmaßnahmen keinen hundertprozentigen Schutz bieten. Die bisherigen Erfahrungen aus den Herdenschutz-Pilotprojekten machen deutlich, dass der finanzielle Aufwand enorm ist und es für einen flächendeckenden Herdenschutz vor allem an speziell ausgebildetem Hirtenpersonal fehlt“, betont LHStv Geisler abschließend.

Text: Land Tirol/Nadja Jansenberger

Alm Kelchsau August 2025. Foto: Veronika Spielbichler

Die Almwirtschaft steht durch die Rückkehr großer Beutegreifer wie Bär, Wolf und Goldschakal vor Herausforderungen.